Wirtschaftsprognose
Tiefe Rezession und eine baldige Erholung erwartet
Die Wirtschaftsforschungsinstitute skizzieren die Entwicklung im Krisenjahr 2020. Für die GKV wird im Folgejahr ein höherer Zusatzbeitrag von nur 0,2 Punkten prognostiziert.
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Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen für 2020 von einer tiefen Rezession aus – gefolgt von Licht am Ende des Tunnels im Jahr 2021.
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Berlin. Die Rezession durch die Corona-Pandemie wird auch Spuren bei den Sozialkassen zurücklassen. Die Sozialbeiträge würden in ähnlichem Umfang zurückgehen wie die Bruttolöhne- und -gehälter, heißt es im Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute, das am Mittwoch vorgestellt worden ist.
Der Titel ist dabei Programm: „Wirtschaft unter Schock – Finanzpolitik hält dagegen“. Die Institute erwarten eine tiefe Rezession – im zweiten Quartal werde das Bruttoinlandsprodukt um 9,8 Prozent sinken.
Über das ganze Jahr 2020 geht die Prognose von einem Rückgang von 4,2 Prozent im Vergleich zu 2019 aus. Bereits im ersten Quartal sei ein Rückgang des BIP von 1,9 Prozent anzunehmen.
Tiefrote Bilanz von 159 Milliarden Euro
Der Finanzierungssaldo des Staates wird in der Krise 2020 eine scharfe Kehrtwende hinlegen. Stand im vergangenen Jahr in der Bilanz noch ein Überschuss von fast 50 Milliarden Euro, so werden die hohen Mehrausgaben und Mindereinnahmen im laufenden Jahr zu einem Rekorddefizit im Haushalt von rund 159 Milliarden Euro führen. Der Schuldenstand des Staates im Verhältnis zum BIP wird auf 70 Prozent hochschnellen.
Bei den Sozialkassen sehen die Wirtschaftsforscher gegenläufige Effekte: Einerseits verstärke der seit Jahresbeginn um 0,1 Punkte gesunkene Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung den Einnahmerückgang. Andererseits stabilisiere der kräftige Anstieg der Renten, auf die Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge gezahlt werden müssen, die Einnahmen.
Die Institute nehmen an, dass der Zusatzbeitrag in der GKV im kommenden Jahr nur um 0,2 Punkte steigen muss. Das wäre „vermutlich auch ohne die konjunkturellen Effekte der Corona-Epidemie erforderlich gewesen“, schreiben die Institute.
Bruttogehälter werden stagnieren
Erstmals seit der Finanzkrise werden die Bürger im laufenden Jahr weniger Einkommen zur Verfügung haben. Die Forscher erwarten dass die Effektivverdienste, also die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer, in diesem Jahr stagnieren. Im Vorjahr betrug der Anstieg hier noch drei Prozent.
Wenn die wirtschaftliche Aktivität sich erholt und die Kurzarbeit zurückgefahren wird, könnten die Effektivverdienste im kommenden Jahr wieder um 4,3 Prozent anziehen.
Die Beeinträchtigungen durch die Pandemie selbst dürften nach Meinung der Institute nach ein bis zwei Jahren überwunden sein. Deutschland bringe gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften und „mittelfristig wieder das wirtschaftliche Niveau zu erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte, zu erreichen“.
Für den sich anschließenden Aufschwung ab 2021 unterstellen die Forscher als Szenario ein „V“: Auf einen steilen Absturz werde ein rascher Aufstieg folgen. Für 2021 erwarten die Institute dann wieder ein BIP-Wachstum von 5,8 Prozent.