Patientensicherheit

Todesfall nach Fehlmedikation – wäre Digitalisierung die Lösung?

Der Todesfall eines jungen Patienten im Krankenhaus aufgrund einer Fehlmedikation rückt die Patientensicherheit in den Fokus. Kritiker fordern nun den verstärkten Einsatz digitaler Technologie.

Veröffentlicht:
Die Patientensicherheit könnte durch einen E-Medikationsplan verbessert werden, sagen Experten des health innovation hubs (hih).

Die Patientensicherheit könnte durch einen E-Medikationsplan verbessert werden, sagen Experten des health innovation hubs (hih).

© Henrik Dolle / stock.adobe.com

Bielefeld/Berlin. Ein Patient des Klinikums Bielefeld ist nach Verabreichung eines falschen Medikaments verstorben. Das Mittel sei gar nicht für den 26 Jahre alten Mann gedacht gewesen, sondern für seinen Zimmernachbarn, einen Krebspatienten, sagte ein Krankenhaussprecher auf dpa-Anfrage.

Der Vorfall, der bundesweit Aufsehen erregt hat, hat auch den health innovation hub (hih) des Bundesgesundheitsministeriums dazu motiviert, eine Stellungnahme abzugeben und den verstärkten Einsatz digitaler Technologien zu fordern, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.

Wie genau es zu dem tragischen Todesfall in der vergangenen Woche kommen konnte, sei noch unklar und werde von der Klinik derzeit intensiv untersucht, verlautete von der Klinik in Bielefeld. Nachdem Nebenwirkungen bei dem Patienten aufgetreten seien, habe man den 26-Jährigen zunächst auf die Intensivstation verlegt, schilderte der Sprecher. Danach habe man ihn in die Neurologische Fachabteilung der Evangelischen Klinik in Bielefeld gebracht. Dort sei er Donnerstag vor einer Woche verstorben. Zu den Einzelheiten dürfe man aus datenschutzrechtlichen Gründen und wegen der laufenden Ermittlungen derzeit keine weiteren Angaben machen.

Verwechslung nach Routine-Op

Einem Bericht des WDR zufolge war der Mann in der kommunalen Klinik erfolgreich operiert worden. Nach dem Routine-Eingriff habe man ihn bald entlassen wollen. Dann sei es zu der Medikamenten-Verwechslung gekommen.

Der Geschäftsführer des Klinikums Bielefeld, Michael Ackermann, sagte laut Mitteilung: „Wir sind bestürzt über diesen tragischen Todesfall. Wir trauern mit der Familie des verstorbenen Patienten.“

Auch die Bielefelder Polizei untersucht den Vorfall: Man ermittle „zu einem Todesfall in einer Klinik“, berichtete ein Sprecher. Bei ungeklärter Todesursache sei das generell Aufgabe der Polizei. Angaben zu dem konkreten Fall könne man aber vorerst nicht machen.

Digitale Kontrolle gefordert

In Krankenhäusern sei die Verwechslung von Medikamenten nicht selten, äußerte sich Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz. Meistens handele es sich um Pillen, die der Patient schlucke. Brysch plädierte für eine digitale Kontrolle. Entnahme und Zusammensetzung der Medikamente auf der Station und die Zuteilung an den Patienten solle digital und lückenlos erfasst und überprüft werden.

Vom health innovation hub (hih) verlautete in seiner Stellungnahme, dass der Tod des jungen Patienten „beispielhaft für das in Deutschland stiefmütterlich behandelte Thema Arzneimitteltherapiesicherheit“ stehe. „Der Einsatz digitaler Technologien wird sicherlich nicht alle dieser Zwischenfälle vermeiden, aber belastbare Studien beweisen eindrücklich, wie durch einen volldigitalisierten Medikationsprozess die Fehlerquote über den gesamten Prozess“ sehr deutlich sinke, heißt es weiter.

Der hih begrüße, dass das Krankenhauszukunftsgesetz das Thema endlich in den Fokus genommen hat. Und fordert: „Neben dem E-Rezept (brauchen wir) möglichst rasch den elektronischen Medikationsplan.“ Den analogen Vorläufer, den bundeseinheitlichen Medikationsplan, sollten auch heute schon diejenigen nutzen, die mehrere Arzneien einnehmen müssen, empfiehlt der hih in seiner Stellungnahme. (syc/dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Belastungsfähigkeit verbessern

Regelmäßig in die Sauna – hilft das bei Herzinsuffizienz?

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Verbale Blumensträuße für die designierte Bundesgesundheitsministerin: Die Selbstverwaltung setzt auf die Neue an der BMG-Spitze.

© PhotoSG / stock.adobe.com

Update

Juristin an BMG-Spitze

Selbstverwaltung hofft auf neuen Kommunikationsstil unter Nina Warken