Gießen/Marburg
UKGM-Direktoren appellieren an Ministerpräsidenten und Konzernlenker
Das privatisierte mittelhessische Universitätsklinikum Gießen/Marburg steckt offenbar in der Krise. Die Direktoren sehen ihr Haus „existentiell bedroht“.
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Erste und bislang einzige privat geführte Uniklinik: Gießen/Marburg.
© Gesa Coordes
Marburg. Die Krise am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) setzt sich fort. „Es ist nicht übertrieben, von einer existentiellen Bedrohung mit Verlust einer realistischen Zukunftsperspektive zu sprechen“, formulieren die Klinikdirektoren in einer am Montag bekannt gewordenen Erklärung. Der Hintergrund: Seit die Zukunftsvereinbarung zwischen Asklepios/Rhön und dem Land Hessen im Mai dieses Jahres vom Krankenhausbetreiber gekündigt wurde, stocken die Verhandlungen. Es herrsche Funkstille, kritisieren die Klinikdirektoren: „Statt die von Landesseite zugesicherten Fördermittel zu investieren, erlebt das UKGM einen vom Krankenhausbetreiber forcierten Sparkurs, verbunden mit einem bedrohlichen Investitionsstopp.“
„Stillstand überwinden!“
Daher fordern sie in ihrem Schreiben an den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein und Asklepios-Gründer Broermann, dass die Förderung für das Universitäts-Klinikum nicht durch einen „zermürbenden jahrelangen Rechtsstreit“ bestimmt werden dürfe. Der Stillstand und die konfrontative Grundstimmung zwischen Asklepios/Rhön und dem Land müsse schnell überwunden werden – sei es durch einen Austausch in der Verhandlungsführung oder eine Schlichtung. Der Krankenhausbetreiber Asklepios müsse grundsätzlich anerkennen, dass ein Universitätsklinikum ein anderes Aufgabenprofil und andere Rahmenbedingungen habe als andere große Kliniken der Regelversorgung. Zugleich fordern die Klinikdirektoren aber auch Investitionen durch das Land – „zeitnah, verlässlich und ausreichend“, um zumindest mittelfristig eine faire Gleichbehandlung aller medizinischen Universitätsstandorte in Hessen zu erreichen. Sollte sich herausstellen, dass universitätsmedizinischer Anspruch und privatwirtschaftliche Unternehmenskultur nicht miteinander vereinbar seien, sollte die Rückführung des Uni-Klinikums „als ehrliche Alternative geprüft“ werden.
„Unruheherd und Ort größter Besorgnis“
Das Universitätsklinikums Gießen und Marburg wurde 2006 für 112 Millionen Euro an den privaten Krankenhausbetreiber Rhön verkauft. Es war die erste und bislang einzige Privatisierung eines Uni-Krankenhauses in Deutschland. Seitdem ist das Klinikum kaum aus den negativen Schlagzeilen herausgekommen. 2020 wurde es von Asklepios übernommen. Seitdem, so die Klinikdirektoren, habe sich das Klinikum „zu einem Unruheherd und Ort größter Besorgnis entwickelt“.