Lange Wartezeiten, viel Stress
Umfrage: Ärzte und Patienten leiden immer stärker an der Praxisbürokratie
Mehr als 73 Prozent der Deutschen kritisieren die überbordenden Verwaltungsabläufe in Arztpraxen. Aus ihrer Sicht tut die Politik zu wenig für die Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Veröffentlicht:Berlin. Ärzte und Patienten in Deutschland leiden zunehmend an der Bürokratielast in Arztpraxen. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Health-Tech-Unternehmens Nelly ergeben, die am Montag veröffentlicht wurde. Demnach empfinden 73 Prozent der Deutschen den Bürokratieaufwand als zu hoch. Gleichzeitig kritisieren 65 Prozent, dass die Politik nicht genug für die Digitalisierung im Gesundheitswesen tut.
„Die Menschen verstehen die Herausforderungen der Ärzte. Trotzdem haben sie genug von langen Wartezeiten und Stress beim Arzt“, sagt Niklas Radner, CEO und Mitbegründer von Nelly. Zusammen mit Dr. Tobias Heuer, Laurids Seibel, Lukas Eicher und Rasmus Schulz erkannte er, dass Praxen die Digitalisierung selbst in die Hand nehmen müssen. „Auf die Politik zu hoffen, bringt nicht die nötigen Fortschritte. Die digitale Transformation muss praktisch umsetzbar sein: ohne große Investitionen und ohne, dass der Praxisalltag umgestellt werden muss.“
Das Problem liegt in der Politik
Die YouGov-Umfrage zeigt außerdem, dass auch Patienten zunehmend die Konsequenzen zu spüren kriegen. Ein Großteil der Befragten sieht das Problem in der Politik, die nicht genug tue, um den digitalen Wandel voranzutreiben. Dabei wollen Praxen ihre Angestellten nicht mit neuer Technik überfordern, aber es ist gerade der Bürokratie- und Verwaltungsaufwand, der so viel Stress in ihren Arbeitsalltag bringt – und sich letztlich auch auf die Patienten auswirkt.
Pläne und Praxisrealität
Praxen im Digitalfieber: Einfach auf Knopfdruck geht hier nichts
Dieser Verwaltungsaufwand führt dazu, dass sich 2024 mehr Patienten als je zuvor (40 Prozent) darüber beschwerten, dass Ärzte nicht genug Zeit für sie haben. Außerdem führt es dazu, dass immer weniger Menschen im Gesundheitswesen arbeiten möchten oder unzufrieden mit Ihrem Arbeitsplatz sind. (kaha)