Kommentar zur TI-Störung

Vertrauen in die TI – ein Spiel mit dem Feuer

Das Vertrauen in die TI gerät erneut ins Wanken. Die mangelnde Transparenz bei Störungen könnte zusätzlich Öl ins Feuer gießen.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:

Das Vertrauen der Ärzteschaft in die Telematikinfrastruktur ist fragil. Die jüngste Störung, von der die gematik am Donnerstag unterrichtet hat, gießt frisches Öl in das ohnehin bereits lodernde Feuer des Misstrauens bei vielen Ärzten.

In vielen Arztpraxen ist seit Mittwoch das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) nicht mehr möglich. Die Konnektoren von drei von Anbietern lassen sich derzeit nicht mit der TI verbinden. Das heißt, ein Abgleich der Versichertenstammdaten, der normalerweise im Hintergrund online geschieht, wenn die Gesundheitskarte des Patienten in der Praxis eingelesen wird, ist aktuell nicht möglich.

Die Ursache scheint laut gematik längst gefunden, die Ärzte seien von den Konnektor-Herstellern über die Störung informiert.

Also alles wieder in Ordnung? Mitnichten. Immerhin sind Schätzungen zufolge rund 80.000 Praxen betroffen. Aufs Vertrauen zahlt die Störung jedenfalls nicht gerade ein, auch weil die gematik mit dem „Konfigurationsfehler“ die Ursache nur oberflächlich benennt. Ein Brancheninsider bezeichnet die Störung sogar als „Super-GAU“. Die gematik bittet jetzt die Leistungserbringer um Mithilfe, um erforderliche Updates einzuspielen, damit der störungsfreie Betrieb wieder aufgenommen werden kann.

Immerhin federn Bundesgesundheitsministerium und gematik die Sorge der Ärzte etwas ab: Die Sicherheit sei von der Störung nicht betroffen gewesen, und finanziellen Schaden müssen die Leistungserbringer zumindest in Form von Sanktionen nicht fürchten.

Das ist allerdings auch das Mindeste, was die Betreibergesellschaft machen kann, um das Feuer im Keim zu ersticken und das Vertrauen der Ärzteschaft nicht ganz zu verlieren.

Denn das wird derzeit mehr gebraucht denn je. Die eigentliche Feuerprobe für die TI steht nämlich noch aus. Noch sind die Datenströme in der TI überschaubar, doch schon in diesem Jahr sollen Arztbriefe, Notfalldatenmanagement und der elektronische Medikationsplan darüber laufen. Zum Jahresbeginn 2021 steht dann die elektronische Patientenakte ins Haus.

Die Telematikinfrastruktur kann dann mit ihren medizinischen Anwendungen für Patienten überlebenswichtig werden, wenn sich Ärzte auf sie verlassen müssen.

Transparente Kommunikation über die Ursache bei Fehlern, wäre da das Mindeste, was sie verlangen dürfen. Erst recht, wenn es am Ende doch die Ärzte sind, die die Störung ausbügeln müssen. Wenn sie es sind, die am Ende die Verantwortung dafür tragen müssen, dass alles richtig läuft. Transparenz kann hier nicht zu viel verlangt sein. Und auch nicht eine Erklärung dafür, warum ein zentrales Problem, das über 80.000 Praxen betrifft, nicht von zentraler Stelle gelöst werden kann.

Schreiben Sie der Autorin: margarethe.urbanek@springer.com

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