Leitartikel
Warum mehr Medizinstudienplätze den Ärztemangel nicht beheben
Eine alte Diskussion neu aufgewärmt: Gäbe es mehr Medizinstudienplätze, könne der Ärztemangel behoben werden. Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Wichtiger ist es, die Bedingungen fürs Studium und für die Weiterbildung zu verbessern.
Veröffentlicht:
Ausbildung an der Hightech-Puppe "Hains": Studenten in der Medizinischen Hochschule Hannover werden auf den Medizineralltag vorbereitet.
© Jochen Lübke / dpa
Mindestens einmal im Jahr entflammt der Streit über eine Erhöhung der Medizinstudienplätze. Die einen - in diesem Jahr die KBV - warnen vor einem Nachwuchsmangel bei Hausärzten.
Die anderen - die Medizinfakultäten - wehren sich gegen pauschale Vorwürfe, sie würden zu wenig und vor allem nicht passgenau auf den Bedarf hin ausbilden. Und die dritten - die Bundesländer als Financiers der Hochschulen - schweigen.
Im März hatte die KBV-Vize Regina Feldmann in ihrer Rede vor der KBV-Vertreterversammlung die Universitäten frontal angegriffen: "Es gibt Universitäten, die in der Vorstellung zu leben scheinen, dass die tatsächlichen Versorgungserfordernisse für die Forschung von nachgeordneter Bedeutung sind, dass die Versorgung der Bevölkerung quasi nur ein Nebenprodukt der wissenschaftlichen Tätigkeit ist."
Die Antwort des Medizinischen Fakultätentags (MFT) kam prompt: "Die Schuldzuweisungen sind unangemessen, der Wunsch, als Allgemeinmediziner zu arbeiten ist in den vergangenen Jahren gestiegen", erklärte Dr. Volker Hildebrandt, Generalsekretär des MFT.
Studium beliebt wie eh und je
In einem Spitzengespräch von Bundesärztekammer, Verband der Universitätsklinika und des MFT am Mittwoch dieser Woche lehnten die drei Institutionen eine Erhöhung der Studienplätze ab. Viel eher müssten die bestehenden Fakultäten finanziell gestärkt werden.
Die Schlussfolgerung, mit mehr Studienplätzen können mehr Mediziner für die Versorgung gewonnen werden, ist zweifelhaft. Das Studium ist beliebt wie eh und je: Im Wintersemester 2012 gab es pro Platz 4,8 Bewerber.
In vielen Bundesländern ist die "schlechteste" Abiturnote 1,1, mit der ein Studium aufgenommen werden kann. Deutschland bildet jährlich rund 10.000 Mediziner aus und liegt damit auf Platz zwei, hinter den USA (19.200) und vor Japan (7500).
Dennoch kommen die jungen Ärzte nicht in der Versorgung an. Die Gründe dafür sind vielfältig...