Mecklenburg-Vorpommern
Zwei Unikliniken unter der Lupe
Eine Kommission nimmt die beiden Unikliniken des Landes Mecklenburg-Vorpommern in den Blick. Konkret geht es darum, eine angemessene "medizin-ethische Orientierung" wiederherzustellen. Beide Häuser waren zuvor in die Kritik geraten.
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Eine von der Wissenschaftsministerin eingesetzte Kommission nimmt die Unikliniken in Rostock und Greifswald unter die Lupe.
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SCHWERIN. Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Birgit Hesse (SPD) lässt Strukturen und Vorgänge an den beiden Universitätskliniken des Landes in Rostock und Greifswald von einer "Kommission Universitätsmedizin 2020" untersuchen.
Das Gremium unter Vorsitz des Arztes und früheren Bundestagsabgeordneten Dr. Harald Terpe (Die Grünen) soll Empfehlungen für die Ministerin und die Aufsichtsräte erarbeiten, wie in beiden Häusern eine angemessene medizin-ethische Orientierung gelebt und dokumentiert werden kann.
Pathologe Terpe war bis 2017 zwölf Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages und dort unter anderem Obmann seiner Fraktion im Gesundheitsausschuss.
In Mecklenburg-Vorpommern ist Terpe Vorstandsmitglied in der Landesärztekammer (ÄKMV), die in diesem Jahr mehrfach ein zu starkes Gewicht der Ökonomie im Gesundheitswesen kritisiert hat.
Vor wenigen Tagen hatte Kammerpräsident Dr. Andreas Crusius im Interview mit der "Ärzte Zeitung"(Ausgabe vom 20. August) deshalb als Konsequenz gefordert, die Honorierung ärztlicher Leistungen getrennt von den DRGs zu betrachten.
"Wir sind in der Gesundheitsversorgung an einem Punkt angelangt, an dem ökonomische Aspekte ärztliche und moralische Aspekte überlagern – das kann nicht gewollt sein", hatte Crusius im Interview betont.
Wiederholt in den Schlagzeilen
Beide Universitätsklinika im Nordosten sind wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Greifswald hat vor einigen Jahren nach wirtschaftlichen Problemen einen Konsolidierungskurs eingeschlagen.
In Rostock war der ärztliche Direktor nach Vorwürfen zwischenzeitlich vom Dienst freigestellt. Nachdem sich die Vorwürfe nicht erhärteten, wurde die Freistellung zurückgenommen.
Hesse betonte die "Vorreiter- und Vorbildfunktion" der beiden Häuser, denen sie trotz der negativen Schlagzeilen noch immer ein hohes Ansehen in der Bevölkerung bescheinigte.
"Insgesamt stellt sich jedoch die Frage, wie universitäre Krankenversorgung in einem ökonomisierten Gesundheitswesen heutzutage gewährleistet werden kann. Die Ökonomisierung darf nicht vor dem Patientenwohl stehen", sagte Hesse.
Sie kann sich vorstellen, dass die Kommission auch Anreizsysteme in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre unter die Lupe nimmt. Die Kommission wird für 18 Monate eingerichtet und soll 2020 abschließende Ergebnisse vorlegen.