Plötzlicher Herztod beim Sport - wer ist gefährdet und wie sind Risiken zu vermeiden?
Tragische Todesfälle im Profisport bei Athleten ohne bis dato bekannte Herzerkrankung rücken immer wieder das Thema plötzlicher Herztod in den Blickpunkt. Wie lässt sich erkennen, welcher Sportler gefährdet ist?
Veröffentlicht:Jährlich sterben in Deutschland etwa 100 000 Menschen an den Folgen des plötzlichen Herztodes. Schockiert zeigt sich die Öffentlichkeit davon immer dann, wenn sie unmittelbar - wie mehrfach beim Tod junger Spitzensportler etwa in Fußballstadien geschehen - Zeuge eines solchen Ereignisses wird. Die Bilder gehen dann um die Welt.
Natürlich kann ein solcher Tod auch Freizeitsportler treffen. Dennoch gilt: Der plötzliche Herztod beim Sport ist insgesamt ein seltenes Ereignis. Seine Inzidenz bei jungen Sportlern wird mit jährlich 0,5 bis 2 pro 100 000 Sportler abgegeben. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko deutlich an.
Bei jungen Sportlern im Alter unter 35 Jahren dominieren als Ursache angeborene, zum Kammerflimmern prädisponierende Erkrankungen wie hypertrophe Kardiomyopathie, Arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie (ARVC/D) oder auch Anomalien der Koronargefäße. Von Bedeutung sind zudem autoptisch nicht fassbare Ionenkanalerkrankungen wie Long-QT-Syndrom oder Brugada-Syndrom. Mit zunehmendem Alter kommt als wesentliche Ursache immer stärker die Koronare Herzkrankheit (KHK) ins Spiel.
Die Experten sind sich einig: Die meisten Herztode bei Sportlern hätten durch gründliche ärztliche Voruntersuchungen verhindert werden können. Unter dem Eindruck spektakulärer Fälle sind mittlerweile europäische Empfehlungen für die sportärztliche Untersuchung von Leistungs- und Wettkampfsportlern erarbeitet worden. Der Aufwand für das Basis-Screening ist nach diesen Empfehlungen nicht hoch: Es sollte eine eingehende Anamnese, eine körperliche Untersuchung und ein EKG beinhalten, berichtet die Arbeitsgruppe um Professor Hans-Joachim Trappe von der Universitätsklinik Marienhospital in Herne (Notfall Rettungsmed 2009; 12 :436-441).
Bei pathologischen Befunden dieser Basisuntersuchung wie auch bei Sportlern mit einem besonderen Ausmaß an Belastung (Kaderathleten) wird eine weitergehende Diagnostik gefordert. Sie umfasst eine zusätzliche Belastungsuntersuchung (Ergometrie) und eine Echokardiografie einschließlich einer Gewebedoppler-Analyse.
Häufig ist der Arzt gefordert, bei Sportlern mit bestehenden Herzrhythmusstörungen die Frage nach der Sporttauglichkeit zu beantworten. Zur Abschätzung des individuellen Risikos ist in solchen Fällen eine gründliche Anamnese und eine umfassende Untersuchung auf kardiologische Grunderkrankungen erforderlich.
Häufige Arrhythmien bei jungen Sportlern sind asymptomatische Sinusbradykardien. Sie sind in der Regel Ausdruck einer physiologischen Anpassung an das Training. Bestehen allerdings Symptome und Beschwerden, ist unter Umständen eine Reduktion der Trainingsintensität ratsam.
Auch Störungen der atrioventrikulären Erregungsleitung treten bei Sportlern vermehrt auf. Handelt es sich um einen AV-Block Grad I oder Grad II (Typ Wenkebach), ist gegen eine Fortsetzung der sportlichen Aktivitäten nichts einzuwenden. Bei AV-Block Grad II (Typ Mobitz) und Grad III ist zur Abklärung einer eventuellen strukturellen Herzerkrankung eine weitergehende Diagnostik erforderlich.
Supraventrikuläre Tachykardien (SVT) bei Sportlern ohne strukturelle Herzerkrankung bedeuten zumeist keine unmittelbare Gefahr. Wegen möglicher Symptome wie Schwindel oder Synkopen bei körperlicher Belastung wird Sportlern mit SVT aber zu einer zeitnahen elektrophysiologischen Diagnostik und zur Katheterablation als definitive Therapie geraten.
Therapie der Wahl ist die Katheterablation in jedem Fall bei jüngeren symptomatischen Sportlern mit Wolff-Parkinson-White (WPW)-Syndrom, bei denen Tachykardien dokumentiert und Präexitation nachgewiesen wurden.
Speziell bei auf Ausdauerleistung programmierten Sportlern kann sich Vorhofflimmern entwickeln. Solange die Personen asymptomatisch sind, können sie ihrer Sport zumeist weiter ausüben. Sind die Symptome mit Medikamenten nicht mehr zu beherrschen, kann eine frühzeitige Pulmonalvenenisolation eine vielversprechende Option sein.
Sportler mit ventrikulären Tachykardien, die in den meisten Fällen lebensbedrohend sind, dürfen keinen Wettkampfsport mehr ausüben. Dies gilt auch für Sportler, bei denen eine ARVC/D oder eine kongenitale Ionenkanalerkrankung diagnostiziert wurde.