Weit vor den Symptomen
Bluttest kann Alzheimer früh aufspüren
Ein kostengünstiger Bluttest könnte früh auf eine Alzheimer-Erkrankung hinweisen - im Mittel acht Jahre, bevor die ersten Symptome auftreten. Das berichten deutsche Forscher.
Veröffentlicht:BOCHUM/HEIDELBERG. Ein neu entwickelter Bluttest kann im Mittel acht Jahre vor der klinischen Diagnose auf eine Alzheimer-Erkrankung hinweisen (EMBO Mol Med 2018; e8763).
Dies zeigten Forscher der Ruhr-Uni Bochum (RUB), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Krebsregisters Saarland mit einer großen populationsbezogenen Kohortenstudie aus dem Saarland.
Der Bluttest verwendet eine als Immuno-Infrarot-Sensor bezeichnete Technologie, um das Verhältnis von pathologischem und gesundem Amyloid-ß zu messen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von RUB und DKFZ.
Zunächst prüften die Forscher den Test erfolgreich an Patienten, in einem Vorstadium (Mild Cognitive Impaired, MCI) der Alzheimer-Krankheit mit nicht eindeutigen kognitiven Beeinträchtigungen. Sie waren in der schwedischen BioFinder-Kohorte erfasst.
Mit PET und Biomarkern diagnostiziertbar
Diagnostiziert werden kann die Alzheimer-Erkrankung in diesem frühen Stadium nur mit bildgebenden Verfahren, wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), oder anhand veränderter Biomarker in der Rückenmarksflüssigkeit, erinnern RUB und DKFZ.
Im nächsten Schritt wollten sie herausfinden, ob sich die Amyloid-ß-Veränderungen im Blut schon vor dem klinischen Ausbruch der Krankheit, erkennen lassen.
Dazu verwendeten sie Blutproben, die in der ESTHER-Studie gewonnen worden waren. Die Kohortenstudie, die Professor Hermann Brenner vom DKFZ leitet und gemeinsam mit dem Saarländischen Krebsregister durchführt, startete im Jahr 2000. Die Teilnehmer nahmen in definierten Intervallen an Nachuntersuchungen teil.
Das ermöglichte es den Wissenschaftlern, das Entstehen der Erkrankung über einen langen Zeitraum von über 15 Jahren zu verfolgen.
Nicht als alleinige Frühdiagnose
Die Forscher untersuchten Blutproben, die bei Studieneintritt entnommen worden waren. Sie verglichen die Proben von 65 Personen, bei denen im Verlauf der Studie Alzheimer diagnostiziert wurde, mit 809 Kontrollen.
Der Test war in der Lage, Personen ohne klinische Alzheimer-Symptome im Durchschnitt acht Jahre vor der klinischen Diagnose zu erkennen.
In 70 Prozent der Fälle identifizierte der Bluttest diejenigen Personen, bei denen sich später tatsächlich eine Alzheimer-Demenz entwickelte. Bei neun Prozent war das Ergebnis falsch positiv. Daher sei er momentan noch nicht zur alleinigen Frühdiagnose von Alzheimer geeignet, heißt es in der Mitteilung.
Aber er eröffne die Möglichkeit, in einem kostengünstigen und minimal-invasiven Screening Personen herauszufiltern, die sich dann einer weiterführenden teuren und invasiven Diagnose unterziehen sollten, die ein falsch positives Ergebnis ausschließen kann. (eb)