KHK
Herzrisiko Glatze
Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit lässt sich bei Männern offenbar an ihrer Haarpracht ablesen: Bei spärlichem Wuchs ist Vorsicht geboten - zumindest an bestimmten Stellen. Auch junge Männer sind betroffen.
Veröffentlicht:TOKIO. Männer mit Glatze am oberen Hinterkopf sollten mehr auf ihr Herz achten, zumindest wenn man einer aktuellen Metaanalyse Glauben schenkt.
Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Haarverlust an dieser Stelle und einem erhöhten KHK-Risiko, wobei das Risiko mit der Größe der Glatze steigt. Männer mit Stirnglatze hingegen müssen sich offenbar keine Sorgen machen.
Im Rahmen ihrer Metaanalyse werteten Tomohide Yamada von der Universität in Tokio und seine Kollegen drei Kohorten- und drei Fall-Kontroll-Studien aus den USA und Europa mit insgesamt 36.990 Teilnehmern aus, in denen man über einen Zeitraum von elf bis 14 Jahren einem möglichen Zusammenhang zwischen Haarpracht und Herzgesundheit nachgegangen war (BMJ Open 2013;3: e002537).
Dabei berücksichtigten sie die gängigen KHK-Risikofaktoren wie Alter, Body-Mass-Index, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
Gemäß der drei Kohortenstudien stieg bei Männern mit ausgeprägter Glatze am oberen Hinterkopf das Risiko für eine KHK im Vergleich zu Männern mit dichtem Haar um ein Drittel (adj. RR 1,32, 95% CI 1,08-1,63), in den Fall-Kontroll-Studien war die Risikozunahme noch deutlicher (adj. RR 1,7, 95% CI 1,05-2,74).
Ursache-Wirkungs-Prinzip unklar
Auch bei jüngeren Probanden unter 55 Jahren ließ sich eine solche Korrelation nachweisen (Kohortenstudien: adj. RR 1,44, 95%CI 1,11-1,86; Fall-Kontroll-Studien: adj. RR 1,84, 95% CI 1,30-2,62).
War der Haarverlust gemäß der Hamilton-Norwood-Skala nur als mild einzustufen, fiel der Zusammenhang geringer aus (adj RR 1,18 95% CI 1,04-1,35). Männer mit Stirnglatze hingegen hatten kein höheres KHK-Risiko (adj. RR 1,11, 95% CI 0,92-1,32).
Warum die androgenetische Alopezie mit einem höheren KHK-Risiko korreliert, ist bislang unklar. Vermutet werde, so die Studienautoren, dass die klassischen KHK-Risikofaktoren wie Alter, Bluthochdruck, Rauchen und Dyslipidämie auch das Haarwachstum beeinflussen und der Haarausfall somit ein Zeichen eines arteriosklerotischen Prozesses sein könnte.
Außerdem liegen möglicherweise der Glatzenbildung und der koronaren Herzkrankheit dieselben Mechanismen zugrunde wie Hyperinsulinämie und chronische Entzündungsprozesse.
Aufgrund der Ergebnisse fordern die Autoren, bei Männern mit Vertex-Glatze genauer auf die koronaren Risikofaktoren zu achten, insbesondere bei jüngeren Männern, halten aber ein grundsätzliches KHK-Screening aller Glatzenträger für verfrüht, nicht zuletzt mit Blick auf die vielen Männer mit Glatze.
Erst müsse sich in gut konzipierten, kontrollierten Kohortenstudien dieser Zusammenhang bestätigen lassen.
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