Griechenland und Co

Wird Malaria wieder heimisch?

Müssen sich die Europäer künftig vor Malaria schützen, wenn sie ans Mittelmeer fahren? Berichte aus Griechenland sind bedenklich - genauso wie der Klimawandel.

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Gefährlicher Einwanderer.

Gefährlicher Einwanderer.

© yxowert / fotolia.com

ATHEN. In Griechenland dachte niemand mehr an Malaria. Doch seit 2009 treten vereinzelt wieder Erkrankungen auf und seit 2011 häufen sich autochthone Infektionen. Dabei handelt es sich immer um die eher mild verlaufende Malaria tertiana.

Bislang konzentrieren sich die Fälle fast ausschließlich auf die Region Lakonien, wo die Malaria seit 2500 Jahren bekannt ist.

Ein griechisches Forscherteam hat die verschiedenen Ausbrüche analysiert und Gemeinsamkeiten festgestellt (International Journal of Infectious Diseases 2012; online 24. Oktober).

In Griechenland wurden zwischen Mai und November 2011 insgesamt 61 Fälle einer Malaria tertiana durch Plasmodium vivax registriert. Mehr als die Hälfte der Infektionen waren autochthon erworben. Die Patienten waren nicht in einem Malaria-Endemiegebiet unterwegs gewesen und hatten sich offenbar vor Ort infiziert.

Überwiegend stammten die Betroffenen aus der landwirtschaftlichen Region Lakonien auf dem südlichen Peleponnes, um die Städte Elos und Skala der Region Evrotas.

Einzelfälle wurden auch von der Insel Evia sowie aus den Distrikten Ost-Attiki, Voitia und Larissa gemeldet, im Oktober 2012 kam ein einheimischer Fall aus dem Bezirk Xanthi im Nordosten des Landes dazu.

Seit dem Jahr 1973 galt Griechenland als malariafrei

Dass die Erkrankung in Gebieten wieder auftritt, in denen sie als besiegt galt, schreibt man der menschlichen Migrationsfreudigkeit, der zunehmenden Resistenz der Plasmodien gegenüber Cholorquin und dem Auftauchen insektizidresistenter Überträgermücken zu.

In der griechischen Region Lakonien wird seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. über Malariaepidemien berichtet. Antonos Kousoulis und Kollegen untersuchten die Umstände der immer wieder aufflammenden Infektionskrankheit in diesem Gebiet (Journal of Infectious Diseases 2012; online 29. Oktober).

Berichten zufolge erkrankten im Jahr 1905 etwa 20% der Bevölkerung Evrotas. Nach umfangreichen Bekämpfungsmaßnahmen mit DDT wütete in der gleichen Gegend in den 1950er-Jahren eine Infektionswelle, bei der die Plasmodien durch mittlerweile resistent gewordene Anopheles (A.) sacharovi übertragen wurden.

Bei allen Ausbrüchen werden Plasmodium vivax als Erreger und A. sacharovi als Überträger vermutet. Der Infektionsgipfel reichte jeweils vom Spätsommer bis zum frühen Herbst und immer war die Ebene um Elos mit ihren Feuchtgebieten am stärksten betroffen.

Woher kommen die neuen Infektionen?

Nach umfangreichen Eradikationsmaßnahmen galt Griechenland ab 1973 als malariafrei. Doch im Jahr 2009 und 2010 wurden wieder erste authochthone Fälle aus der Laconia-Region gemeldet. Seit 2011 treten vermehrt im Land erworbene Malariainfektionen in dieser Gegend auf.

Die Untersuchungen der Wissenschaftler lassen vermuten, dass sich die Bedingungen, die zu den Ausbrüchen um Elos führen, seit 2500 Jahren nicht wesentlich verändert haben.

Es wird spekuliert, dass beim jetzigen Ausbruch die Plasmodien durch infizierte Arbeitsmigranten importiert und dann von seit jeher heimischen Anopheles-Mücken verbreitet wurden.

Mittlerweile haben die Behörden umfangreiche Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen der Mückenpopulation sowie Aufklärungskampagnen für Bevölkerung und Ärzte in den betroffenen Gebieten gestartet.

Welche Schutzmaßnahmen brauchen die Urlauber?

Das Infektionsrisiko für Touristen ist laut WHO sehr gering. Dennoch raten die amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention (CDC) Reisenden in den Regionen um Evrotas aktuell neben guten Mückenschutzmaßnahmen ggf. zu medikamentöser Malariaprophylaxe (Stand 1. 11. 2012).

Die WHO und die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin dagegen sehen bislang keine Notwendigkeit für eine medikamentöse Prophylaxe. In jedem Fall raten die Experten aber zu sorgfältigen Mückenschutzmaßnahmen vor allem in den Hauptübertragungsmonaten Mai bis Oktober.

Angesichts der neuen Situation sollte bei Reiserückkehrern aus Griechenland mit unklarem Fieber ggf. auch an eine Malaria gedacht werden. Dabei ist zu beachten, dass die Inkubationszeit einer Malaria tertiana von zwei Wochen bis hin zu mehreren Monaten (selten länger) reichen kann.

Bei all den Sorgen um Griechenland muss allerdings auch der Rest Europas im Fokus bleiben. Denn in Deutschland gab es bis ins letzte Jahrhundert ebenfalls Malariagebiete, und auch in anderen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, fliegen munter verschiedene Anopheles-Mücken umher, die eine Malaria und andere Tropenkrankheiten übertragen könnten.

Dazu fehlen hie und da nur noch ein paar Grad Celsius. Wir sind auf dem besten Weg, die passenden Klimaveränderungen zu erreichen. (St)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 07.01.201315:19 Uhr

Malaria

Die Klima-Unken prophezeien uns offensichtlich ohne Kenntnis der komplizierten Zyklen von tropischen Infektions-Krankheiten auch schon die Malaria (arab. "Schlechte Luft") für die Länder Nordeuropas.
Diese Panikmache ist klimatologisch solange unbegründet, wie wir Wintertemperaturen unter 15grad Celsius in unseren Biotopen vorfinden, und nicht in unseren warmen Wohnungen offene Wasserbehältnisse für die Mückenbrut vorrätig halten. (Sollten wir deshalb vielleicht sogar die Luftbefeuchter an den Heizkörpern abschaffen?)
Dass es in einigen lokal begrenzten Mittelmeer-Regionen aufgrund ökologischer Bedingungen und dauerhaft subtropischen Klimas "Oasen" für Überträger-Mücken geben kann, wird nicht bestritten. Jedoch sollten diese, -für den Fall, daß dort tatsächlich wiederholt authochtone Malaria-Erkrankungen in der Population festgestellt würden, die klassischen Methoden der Vektor-Eradikation besser greifen, als in den großflächigen Malaria-"Reservaten" des tropischen Schwarzafrikas.
Die Wahrscheinlichkeit, daß ein heimkehrender Tourist mit einer Malaria tropica diese auch über eine "daherfliegende" Anopheles-Mücke auf einen anderen Menschen überträgt, dürfte null und nichtig sein. Genauso wie die Unwahrscheinlichkeit, daß er damit diese Tropenkrankheit bei uns als "Seuche einschleppt"!
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (FTA für Hygiene und Mikrobiologie), Rostock

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