Onko-Lotsen
Orientierung für Krebspatienten
Im Saarland soll ein bundesweit einmaliges Informations- und Beratungsangebot für Krebspatienten entstehen. Zu den Initiatoren gehören neben einigen Kassen auch die KV und der saarländische Hausärzteverband.
Veröffentlicht:SAARBRÜCKEN. "Patienteninformation, -kommunikation und Kompetenzförderung in der Onkologie" – kurz PIKKO. Das ist der Name eines neuen Projekts, mit dem im Saarland völlig neue Akzente bei der Beratung und Orientierung für Krebspatienten gesetzt werden.
Initiator des Projekts ist die Krankenkasse IKK Südwest. Mit im Boot sind aber unter anderem die Deutsche Krebsgesellschaft, die Kassenärztliche Vereinigung des Saarlandes, der Saarländische Hausärzteverband und weitere Krankenkassen.
"Wir wollen das Feld der Patienteninformation nicht Dr. Google überlassen", erklärte der Geschäftsführer der IKK Südwest, Dr. Lutz Hager, jetzt bei der Vorstellung des Projekts in Saarbrücken. PIKKO solle helfen, dass Krebspatienten Entscheidungen aktiv mittragen und selbstbestimmt mit der Erkrankung umgehen können.
"Patienten im Ausnahmezustand"
Die Erst-Diagnose "Krebs" treffe immer noch viele Patienten völlig unvorbereitet, erläuterte der IKK-Geschäftsführer – im schlimmsten Fall nur am Telefon. Doch auch wenn sich Ärzte viel Zeit für das Gespräch nehmen, befänden sich zahlreiche Patienten zu diesem Zeitpunkt noch in einem "Ausnahmezustand" und seien gar nicht in der Lage, viele Informationen aufzunehmen.
Die Idee: Dann soll der Arzt den Patienten nicht einfach nach Hause schicken, sondern auf PIKKO verweisen.
Kern des PIKKO-Projekts sind zehn sogenannte "Onko-Lotsen" – medizinische Fachangestellte und Pflegekräfte in onkologischen Praxen und Klinik-Stationen. Sie sollen – vorher entsprechend geschult –den Krebspatienten als Ansprechpartner zur Seite stehen, ihn beraten und die Behandlung koordinieren.
"Der Onko-Lotse kann die Behandlung erträglicher machen und vielleicht sogar Lebensjahre schenken", meinte der saarländische KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann. Umfassende Information und eine positive mentale Einstellung seien ganz entscheidende Faktoren für den Therapieerfolg.
Weiterer Baustein von PIKKO ist ein sogenanntes "Informationstool", das die Deutsche Krebsgesellschaft bereitstellt. Damit sollen den Krebspatienten verständliche und individuell aufbereitete Informationen angeboten werden. Der Onko-Lotse soll aus dem umfangreichen Angebot genau die Informationen zusammenstellen, die für den einzelnen Patienten interessant und relevant sind.
IKK-Geschäftsführer Hager: "Der Patient bekommt dann einfach einen Link mit seinem individuellen Informationsangebot bereitgestellt".
Dritter Baustein von PIKKO soll ein spezialisiertes Beratungsangebot für Krebspatienten sein. Ist zum Beispiel eine Krisenintervention nötig, gibt es Probleme mit dem Arbeitgeber des Patienten oder brauchen die Angehörigen Unterstützung – in diesen Fällen soll der Onko-Lotse Termine mit den schon bestehenden Krebsberatungsstellen im Saarland vermitteln.
Das Problem bisher: Von den jährlich rund 8000 Menschen, die im Saarland neu an Krebs erkranken, nutzen nach Angaben der IKK Südwest deutlich weniger als zehn Prozent das Beratungsangebot. Dieser Anteil soll mit dem Projekt erhöht werden.
Benötigt werden vier Milionen Euro
Bevor das Projekt starten kann, muss allerdings noch das Geld her. Dafür hat die IKK Südwest beim GKV-Innovationsfonds einen Antrag eingereicht. Der mit dem 2015 beschlossenen Versorgungsstärkungsgesetz geschaffene Topf ist mit jährlich 300 Millionen Euro gefüllt. Für das PIKKO-Projekt an der Saar wären zunächst vier Millionen Euro nötig.
Mit einer Entscheidung rechnen die Initiatoren Anfang nächsten Jahres. Bekommen sie grünes Licht, soll direkt mit der Schulung der Onko-Lotsen begonnen werden. Ab 2018 könnten dann bis zu 1800 Krebspatienten das neue Informations- und Beratungsangebot im Saarland nutzen.