Spekulieren mit MVZ

„Regierung tatenlos“

Private Kapitalgeber haben die Versorgung als Anlageobjekt im Visier. Die Regierung weiß darum. Nach Ansicht der Linken tut sie aber zu wenig dagegen.

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BERLIN. Die Landschaft der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ist ein weitgehend blinder Fleck in der Wahrnehmung der Bundesregierung.

Das geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Fraktion der Linken hervor, die der „Ärzte Zeitung“ exklusiv vorliegt. „Die Bundesregierung sieht der Übernahme von Gesundheitseinrichtungen durch Großinvestoren tatenlos zu“, sagte der Obmann der Fraktion der Linken im Gesundheitsausschuss Dr. Achim Kessler der „Ärzte Zeitung“.

Immerhin: Gesundheitsstaatssekretär Dr. Thomas Gebhart räumt ein, dass zunehmend von Fällen berichtet werde, in denen ärztliche und zahnärztliche MVZ von Investoren gegründet würden, die „alleine Kapitalinteressen verfolgen und keinen fachlichen Bezug zur medizinischen Versorgung haben“. Dies gelte zum Beispiel für von Investoren aufgekaufte nichtärztliche Dialyseleistungserbringer, die MVZ gründeten.

Tatsächlich bereitet die Koalition bereits Gegenmaßnahmen vor. Es würden verschiedene Einschränkungen der MVZ-Trägerschaft diskutiert, um zu verhindern, dass Kapitalinteressen Einfluss auf medizinische Behandlungen gewännen, führt Gebhart aus. So sehe der Entwurf des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) vor, die Gründungsbefugnis von nichtärztlichen Dialyseleistungserbringern auf fachbezogene MVZ zu beschränken.

Die Fragesteller gehen davon aus, dass bereits 15 kleinere Krankenhäuser mit dem Ziel gekauft worden seien, um in den Besitz von MVZ-Trägerschaften zu gelangen. Sie berufen sich dabei auf eine aktuelle Bestandsaufnahme des freien Autors Rainer Bobsin. Insgesamt sollen von den bislang 2821 MVZ demnach 420 in den Händen von Private Equity-Gesellschaften sein, also von nicht börsennotierten Kapitalgebern.

Die Bundesregierung, so legt es die Antwort nahe, kann zumindest für ärztliche MVZ keine Zuordnung der Träger zu Private Equity-Gesellschaften vornehmen. Dabei beruft sie sich auf Informationen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Für den zahnärztlichen Bereich scheint dies einfacher möglich zu sein. Nach Auskunft der Kassenzahnärztlichen Vereinigung sollen derzeit rund 70 Zahnarzt-MVZ mit Finanzinvestoren verbunden sein.

Die Zuwächse bei den MVZ kommen der allgemeinärztlichen Versorgung nur bedingt zugute. Von 2014 bis 2017 sind ausweislich der Regierungsantwort mehr als 800 MVZ gegründet worden. Die Zahl der MVZ mit hausärztlicher Versorgung wuchs in diesem Zeitraum nur von 1098 auf 1311. Von den insgesamt 54.741 Hausärzten praktizieren gerade 2756, also fünf Prozent, in einem MVZ. Die Statistiken belegen zudem, dass MVZ in ländlichen und strukturschwachen Gebieten noch keine hinreichende Versorgungsalternative sein können. Lediglich 14 Prozent der MVZ befinden sich abseits der Ballungsräume. (af)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Goldene Gewinne durch MVZ

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