Freiwillige Selbstkontrolle der Arzneimittelindustrie
Ärzte – als Partner der Industrie geschätzt
Die forschenden Pharmaunternehmen binden unter anderem Ärzte in ihre Projekte ein. Was sie sich das im vergangenen Jahr haben kosten lassen, wurde jetzt veröffentlicht.
Veröffentlicht:BERLIN. 639 Millionen Euro haben Ärzte, weitere Angehörige der Fachkreise und Organisationen im Gesundheitswesen im vergangenen Jahr an Zuwendungen der forschenden Pharmaunternehmen für ihre Beteiligung an Forschungsprojekten, Fortbildung und Referententätigkeit erhalten. Das geht aus den am Montag von dem Verein Freiwillige Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie (FSA) vorgelegten Daten hervor, zu deren Veröffentlichung die FSA-Mitglieder nach ihrem Transparenzkodex verpflichtet sind.
Die Gesamtzuwendungen sind danach im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent gestiegen. Sie werden nach den Vorschriften des Kodex so differenziert:
- 413 Millionen Euro – plus 3,8 Prozent – erhielten Fachkreisangehörige, Krankenhäuser und andere Institutionen für ihre Beteiligung an Forschung und Entwicklung, vor allem für ihre Leistungen im Rahmen von klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen. Weil es sich dabei durchweg um Teamleistungen handelt, bleiben die dahinter stehenden Personen anonym.
- 120 Millionen Euro – plus 17,6 Prozent – haben die Unternehmen für die Unterstützung von Veranstaltungen und Kongressen an Einrichtungen und medizinische Organisationen gezahlt.
- 106 Millionen Euro schwer – und damit nahezu unverändert – waren die Honorare für Referenten sowie die Reisekosten und Kongressgebühren, die Ärzten für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen erstattet werden. Da es sich hier um personenbezogene Zuwendungen handelt, werden Ärzte auf der Website der FSA-Mitglieder namentlich aufgeführt – vorausgesetzt, sie haben ihre Zustimmung gegeben.
„Die Pharma-Industrie hat mit dem Transparenzkodex einen Standard gesetzt. Wir bleiben bei unserer Linie, die Leistungen der Industrie konsequent zu veröffentlichen. Das schafft Klarheit und zeigt unseren Beitrag für eine moderne Medizin“, sagte der vfa-Vorsitzende Han Steutel.
21 Prozent der Ärzte stimmen namentlicher Nennung zu
Erfreut zeigte sich FSA-Geschäftsführer Dr. Holger Diener, dass der Anteil der Ärzte, die einer namentlichen Nennung zugestimmt haben, leicht von 20 auf 21 Prozent gestiegen ist. Der FSA lehnt einen Physician Payments Sunshine Act nach dem Vorbild der USA ab, wie ihn die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gefordert hat.
Die Arbeit des FSA ermögliche bereits weitreichende Selbstkontrolle. Deshalb bedürfe es nach der Auffassung des FSA keiner weiteren gesetzlichen Einschränkung im ohnehin komplexen und streng regulierten Markt für pharmazeutische Produkte.
Nach geltendem Recht können Ärzte auf ihrer Anonymität bestehen oder auch die Löschung einer namentlichen Nennung von den Firmen verlangen. Die geflossenen Beträge werden dann in einer Gesamtsumme publiziert.
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