Eröffnung des DKK 2024
Appell beim Krebskongress: Patienten stärker in die Forschung einbeziehen!
Nicht nur bei der Krebsbehandlung, sondern auch in der Krebsforschung sind Patientinnen und Patienten mehr zu beteiligen, lautet eine der zentralen Forderungen bei der Eröffnung des 36. Deutschen Krebskongresses. Die Klinikreform spielte eine kleine Nebenrolle.
Veröffentlicht:Berlin. „Fortschritt gemeinsam gestalten“, heißt das Motto des 36. Deutschen Krebskongresses, der am Mittwochnachmittag in Berlin eröffnet wurde und für den sich 12.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer registriert haben. Ausdrücklich richtet sich die viertägige Veranstaltung nicht nur an die Ärzteschaft, Wissenschaft oder Pflegeberufe, sondern auch an Patientinnen und Patienten.
Das unterstrich bei der Eröffnungsveranstaltung unter anderem Kongresspräsident Professor Reinhard Büttner. Moderne Therapien funktionierten nicht ohne die Betroffenen. Mit ihren Erfahrungen seien Krebspatienten als gleichwertige Partner in der Forschung anzusehen, sie seien deshalb in diese mit einzubeziehen, forderte Büttner.
Erfahrungen der Erkrankten nutzen
Beim Krebskongress gibt es deshalb auch Sessions, in denen Patientinnen und Patienten Vortragende sind. Zum ersten Mal durfte am Mittwoch eine Patientenvertreterin bei der Eröffnungsveranstaltung eine Begrüßungsrede halten.
Ulla Ohlms, vor 20 Jahren selbst an Krebs erkrankt und heute Vorstandsvorsitzende der Patients’ Tumor Bank of Hope (PATH), bezeichnete die Forschung als das beste Medikament gegen Krebs, in welche die Patientenperspektive einfließen müsse.
„Die Ansichten von Patienten müssen gehört, verstanden und verarbeitet werden“, sagte Anne-Sophie Mutter, Präsidentin der Stiftung Deutsche Krebshilfe, in einer Videobotschaft. Darüber hinaus betonte sie, dass die onkologischen Versorgungsstrukturen besser vernetzt werden müssten.
Die niedergelassenen Onkologen seien eng mit einzubinden. Nur so könnten Erkenntnisse aus der Versorgung wieder in die Forschung fließen. „Gute Lösungen können nur gemeinsam gefunden werden“, so Mutter.
Bessere Bedingungen für Nachwuchs
Von der Politik forderte sie, junge Nachwuchswissenschaftler in den Blick zu nehmen und zu fördern. Sie benötigten attraktive Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen. „Wir müssen attraktiver werden für die nächste Generation, die sich intellektuell verwirklichen will“, sagte auch Reinhard Büttner.
Forschung dürfe nicht, wie bisher oft, nur abends oder am Wochenende neben der klinischen Versorgung stattfinden. „Wir brauchen systematische Förderung“, so der Kongresspräsident, der dazu aufrief, „tief daran zu glauben“, dass die junge Generation besser ist „als wir“. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssten Förderungen bekommen, „auch wenn sie noch kein Nature-Paper“ haben.
Bund unterstützt Vernetzung von Forschung und Versorgung
Investitionen in die Forschung seien da, verkündete Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesforschungsministerium. Im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs, die jetzt in ihre zweite Halbzeit geht, sei die Forschung massiv ausgebaut worden. 150 Millionen Euro zusätzlich ständen etwa zur Verfügung, um bisher ungelöste Fragen zu klären.
Darüber hinaus sei mit dem nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen mit seinen sechs Standorten eine nachhaltige Infrastruktur geschaffen worden. Bei den Translation-Modellregionen sollen bis Mitte 2024 drei weitere an den Start gehen.
Für diese Kooperationen seien bis 2027 insgesamt neun Millionen Euro Förderung vorgesehen, so Pirscher. In der zweiten Hälfte werde die Nationale Dekade gegen Krebs die Krebsüberlebenden besonders in den Blick nehmen.
Professor Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, nutzte die Eröffnung, einen Appell an Bund und Länder zu richten. „Die Krankenhausreform muss jetzt passieren“, sie dürfe nicht zerredet werden oder am förderalen System oder an schlechter Interaktion scheitern. „Die Krankenhäuser kollabieren heute“, sagte Ghadimi. „Es ist fünf nach 12.“ (juk)