Krebskongress 2018
Im Gespräch: Neue Perspektiven in der Onkologie
Im Februar startet der 33. Deutsche Krebskongress in Berlin. Kontroverse Debatten und das Thema Palliativversorgung sind dabei sorgen dabei für Highlights, betonen Kongresspräsident Professor Thomas Wiegel und Professor Florian Lordick.
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Ein Therapieziel: Abwehrkräfte stärken. T-Lymphozyten attakieren hier gerade eine Krebszelle.
© Juan Gärtner / fotolia.com
Ärzte Zeitung: Herr Professor Wiegel, warum lohnt sich ein Besuch des DKK 2018?
Prof. Thomas Wiegel

© Bernhard Kahrmann
Prof. Wiegel: Der Kongress zeichnet sich durch seine Themenvielfalt und ein hohes Maß an Interdisziplinarität aus. Erwartet werden mehr als 10.000 Expertinnen und Experten aus allen Bereichen, die bei der Krebsdiagnose und -behandlung eine Rolle spielen. Entsprechend hoch ist auch die Anzahl der Sitzungen, die wir anbieten werden: rund 400. Der fachliche Austausch auf einem solchen Kongress gibt wichtige Anstöße für den eigenen beruflichen Alltag.
Das Motto des Kongresses lautet dieses Mal "Perspektiven verändern Krebs – Krebs verändert Perspektiven. Diagnose, Therapie, (Über-)Leben". Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Wiegel: Durch die Wahl des Kongressmottos wollen wir auf die wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte in allen Bereichen der Onkologie hinweisen. Sie sorgen dafür, dass sich in der Krebsversorgung neue Perspektiven eröffnen, die wir auf dem Kongress aufgreifen und beleuchten wollen. Die Sicht der Patienten darf dabei aber nicht außer Acht gelassen werden. Durch ihre Erkrankung sind sie vielfach gezwungen, neue Lebensperspektiven für sich zu entwickeln. Als Ärzte müssen wir sie dabei nach Kräften unterstützen, sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Situation, also, wenn der Krebs nicht mehr heilbar ist. Auch darüber wollen wir auf diesem Kongress diskutieren.
Herr Professor Lordick, Sie sind Vorsitzender der APM, der Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin in der Deutschen Krebsgesellschaft. Die APM hat aktiv an der Programmplanung zum DKK 2018 mitgewirkt. Wie ist die Palliativmedizin ins Programm integriert?
Prof. Dr. Florian Lordick

© DKG
Prof. Lordick: Professor Wiegel sprach es bereits an: Die Palliativmedizin gehört zu den Kongressschwerpunkten. Die aktuelle S3-Leitlinie zur Palliativmedizin onkologischer Patienten betont, dass eine palliativmedizinische Versorgung möglichst frühzeitig einsetzen soll, wenn die Erkrankung als nicht mehr heilbar diagnostiziert wird. Die Leitlinie enthält unter anderem Empfehlungen für Versorgungsstrukturen, die diese frühzeitige palliativmedizinische Behandlung der Betroffenen ermöglichen. In der Plenarsitzung Palliativmedizin wollen wir diskutieren, wie diese Integration umgesetzt wird, sowohl in Deutschland als auch im internationalen Vergleich, und welche Maßnahmen in der palliativen Situation sinnvoll sind.
Untersuchungen zeigen, dass Patienten am Lebensende eher übertherapiert werden und dass ihr Wunsch, im häuslichen Umfeld zu sterben, oft nicht berücksichtigt wird. Patientenorientierung am Lebensende ist ein wichtiges Thema, das Ärzte, Pflegekräfte und Patienten gleichermaßen bewegt.
Im Programm sind auch Oxford-Debatten zu palliativmedizinischen Themen vorgesehen. Was soll dort kontrovers diskutiert werden?
Kostenfrei: Die App zum DKK 2018
• Programmplaner und organisatorische Infos rund um den Kongress,
• TED-Funktion für Abstimmungen, z.B. in Oxford-Debatten,
• Kommentarfunktion – für Fragen an das Podium während einer Sitzung,
• Evaluationsfunktion zum Bewerten einzelner Vorträge.
• Ab Dezember 2017 herunterladbar in allen App-Stores für iOS und Android.
Lordick: Die provokative Frage unserer Oxford-Debatte lautet: Ist die palliativmedizinische Versorgung eine multidisziplinäre Aufgabe? Palliativpatienten benötigen für den Erhalt oder die Wiederherstellung ihrer Lebensqualität die bestmögliche Linderung körperlicher Symptome, Respekt vor ihrer Integrität und Würde, psychosoziale Unterstützung sowie Angebote der spirituellen Begleitung bis zum Tod.
Dabei stellt sich natürlich die Frage, wer, zu welchem Zeitpunkt im Krankheitsverlauf, welche Versorgungsaufgaben übernimmt.
Und was wünschen Sie sich, Professor Wiegel, für den DKK 2018?
Wiegel: Viele lebhafte Diskussionen. Nicht umsonst haben wir mehr als 60 Oxford-Debatten ins Programm integriert. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn es darum geht, in kondensierter Form alle wichtigen Argumente hinter einer provokativen medizinischen Fragstellung herauszuarbeiten.
Wenn wir durch den Kongress die Auseinandersetzung mit neuen Perspektiven fördern könnten, würde ich mich sehr freuen. (eb)
Wer stellt Studien aus der Onkologie vor?
Wissenschaftler, die ihre Forschungsergebnisse aus dem Gebiet der Onkologie veröffentlichen möchten, werden von der Kongressorganisation explizit dazu ermuntert, ihre Studiendaten und Forschungsergebnisse dort vorzustellen.
Vom 1. – 31.12.17 können noch einmal Abstracts eingereicht werden. Informationen zum Einreichen von Abstracts gibt es unter: www.dkk2018.de/abstracts.html