Kommentar zu Budesonid bei EoE

75 Prozent in klinischer Remission

Die Applikation von Budesonid als Schmelztablette ist eine praktikable Langzeittherapie und bewirkt eine anhaltende Remission.

Von Professor Hermann S. Füeßl Veröffentlicht:

Es handelt sich um die erste Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit der langfristigen Anwendung von Budesonid in Form einer anwenderfreundlichen Schmelztablette. Mit dieser Applikationsform von Budesonid gelingt es, bis zu 75 Prozent der Patienten mit eosinophiler Ösophagitis (EoE) über ein Jahr in klinischer Remission zu halten. Der multizentrische und internationale Ansatz, die große Patientenzahl und die sorgfältige Kontrolle zeichnen die Studie aus. Eingehende Untersuchungen zur Dosierung von Budesonid, zur Bedeutung von PPI, mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten und die Auswirkungen einer Dauertherapie mit Budesonid auf die Schleimhaut des Ösophagus stehen noch aus.

Auch wenn viele Fragen weiter offen sind, so gebührt der Studie doch das Verdienst, ein Schlaglicht auf eine Erkrankung geworfen zu haben, die etwas stiefmütterlich angesehen wird. Das erfreuliche Ergebnis und die neue Behandlungsform könnten daran vielleicht etwas ändern. Die Therapie ist für die Patienten einfach genug geworden, sodass eine gewisse Aussicht auf eine langfristige Beibehaltung besteht. Es lohnt sich also, die Diagnose zu stellen.

EoE ist kein Exot

Trotz des erfreulichen Ergebnisses lässt die Studie auch kritische Gedanken über die eigene Zunft hochkommen. Die EoE ist durchaus kein exotischer Kolibri, sie hat an Häufigkeit zugenommen, geht mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einher und die Prognose ist nicht günstig. Warum wird sie trotz dieser gravierenden Aspekte dennoch selten diagnostiziert? Man kann nur spekulieren.

Der endoskopische Befund ist nicht spektakulär, die exakte Diagnose erfordert ausgedehnte Biopsien aus einer makroskopisch wenig veränderten Schleimhaut. Der Gastroenterologe weiß, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die eine langfristige Überwachung und Betreuung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und viele Gespräche mit dem Patienten erfordert. Viele Punkte, die dem hektischen und endoskopisch orientierten Praxisablauf zuwider laufen. Vielleicht kann die neue Therapieform ja einen gewissen Sinneswandel bewirken. Der Bedarf ist vorhanden.

Fazit: Die eosinophile Ösophagitis muss nicht nur endoskopisch und histologisch diagnostiziert werden, betroffene Patienten müssen sich langfristig einer Erhaltungstherapie unterziehen. Die Applikation von Budesonid als Schmelztablette ist eine für den Patienten praktikable Langzeittherapie und sie bewirkt auch eine anhaltende Remission. Vielleicht weckt die neue Therapiemöglichkeit das Interesse an der Erkrankung. Und manchmal bekommen alte Substanzen durch die Galenik neue Bedeutung.

Professor Hermann S. Füeßl ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. 23 Jahre lang war er Leitender Arzt in einem psychiatrischen Großkrankenhaus und Leiter des Zentrallabors. Seit 2015 befindet er sich im Ruhestand und ist nur noch gelegentlich in einer Münchener Praxis tätig.

Schreiben Sie dem Autor: med@springer.com

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