Studie
Aktuelle Ebola-Epidemie hat einige Besonderheiten
Ebola wird als hämorrhagisches Fieber bezeichnet. Doch bei der gegenwärtigen Epidemie in Westafrika sind Blutungen selten. Auch bei anderen Symptomen und der Sterblichkeitsrate fanden Forscher Auffälligkeiten.
Veröffentlicht:KENEMA. Das Kenema Government Hospital in der östlichen Provinz von Sierra Leone verfügt über eine Infrastruktur, die eine klinische und labormedizinische Studie zu Ebola ermöglichte.
So konnten Ärzte der Klinik bei 106 Ebola-Patienten, die zwischen dem 25. Mai und 18. Juni dorthin zur Behandlung kamen, internistische und Labordaten bestimmen, etwa Elektrolyte, Harnstoff, Kreatinin, Alanin- und Aspartat-Aminotransferase (ALT, AST) sowie per quantitativer Reverse-Transkriptase-Polymerasekettenreaktion die Menge an Ebolavirus EBOV, Spezies Zaire.
Der Weg des Ebola-Virus in Westafrika
Die Ebola-Epidemie in Westafrika sorgt für Tausende infizierte Menschen - und Tausende Tote. Der Ausbruch geht auf ein zweijähriges Mädchen zurück. Zur Chronologie des Ausbruchs.
Nur bei einem von rund hundert Teilnehmern waren offene Blutungen aufgetreten, berichten die Ärzte. Auch das als Hauptsymptom geltende Fieber kam zwar sehr häufig vor, aber eben nicht bei allen Erkrankten. Auffallend außerdem: die unterschiedlichen Sterblichkeitsraten bei jungen und alten Patienten (NEJM 2014; online 29. Oktober).
Die Inkubationszeit wurde auf sechs bis zwölf Tage geschätzt. Im Mittel stellten sich die Patienten rund sechs Tage nach Beginn der Symptome in der Klinik vor: 98 Prozent mit Fieber, 80 Prozent mit Kopfschmerzen, 66 Prozent mit Schwäche, 60 Prozent mit Schwindel, rund die Hälfte mit Diarrhoe, 40 Prozent mit Bauchschmerzen, 34 Prozent mit Erbrechen und 31 Prozent mit Konjunktivitis.
Wer überlebte, blieb im Mittel 15 Tage, wer nicht, starb nach 10 Tagen. Behandelt wurden die Patienten durchgängig mit intravenösen Infusionen und Antibiotika.
Hohe Sterblichkeitsrate bei Über-45-Jährigen
Insgesamt betrug die Sterblichkeitsrate 74 Prozent, doch hatten Patienten über 45 Jahre wesentlich schlechtere Chancen als jene unter 21 Jahren (94 Prozent versus 57 Prozent). Unterschiede bei Männern und Frauen ließen sich nicht feststellen. Zu den Patienten gehörte auch eine Schwangere, die kurz vor der Diagnose eine Fehlgeburt hatte, berichten die Ärzte.
Wie sich herausstellte, lassen sich mehrere Parameter zum Abschätzen der Prognose nutzen:
Viruslast: Patienten mit weniger als 100.000 EBOV-Kopien pro Milliliter Serum zu Beginn hatten eine Mortalitätsrate von 33 Prozent, jene mit mehr als 10 Millionen von 94 Prozent.
Diarrhoe: 94 Prozent der Patienten mit diesem Symptom starben, dagegen 65 Prozent der Patienten ohne Durchfall. Ungünstige klinische Symptome waren weiterhin Schwäche und Schwindel.
Fieber: Die Überlebenden hatten eine geringere mittlere Temperatur als die Nicht-Überlebenden.
Metabolische Störungen: Hohe Spiegel an Kreatinin, Harnstoff und Leberenzymen waren mit einer hohen Sterblichkeit assoziiert, normale oder sinkende Werte zeigten eine Besserung an.
Bei Patienten, die starben, stiegen diese Laborparameter im Zeitverlauf, ein Zeichen für die Dehydration und die sich verschlechternde Leber- und Nierenfunktion, die nach Aussage der Ärzte wesentlich zur schlechten Prognose beitragen.
Die Laborwerte erwiesen sich auch als differenzialdiagnostisch bedeutsam: Für Ebola war im Vergleich zu Patienten mit Fieber, die Ebola-negativ getestet wurden, eine starke Erhöhung typisch.