Anatomische Variante mit Folgen für den Darm
Das Röntgen des Thorax wegen einer Belastungsdyspnoe brachte einen Zufallsbefund zutage: ein Chilaiditi-Syndrom - Ursache für die Bauchbeschwerden der Patientin.
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Die Röntgenbilder zeigen eine Überblähung von Kolonanteilen an der rechten Flexur zwischen Leber und Diaphragma rechts.
© Dr. Joseph Vrahimis, Bad Lippspringe
BAD LIPPSPRINGE. Luft unter der rechten Zwerchfellkuppel auf der Röntgen-Thoraxaufnahme einer alten Dame war der Grund für die Konsultation eines Gastroenterologen. Doch ein Pneumoperitoneum lag nicht vor.
Die 75-jährige Frau klagte über Blähungen, Verstopfung und uncharakteristische Bauchbeschwerden. Wegen einer Belastungsdyspnoe war sie zuvor beim Pneumologen untersucht worden. Dem war das Röntgenbild suspekt, und er schickte die Patientin weiter zum Magen-Darm-Spezialisten.
Die Koloskopie sowie die Magen- und Zwölffingerdarmspiegelung waren unauffällig. Der H2-Atemtest ergab dann eine Laktose- und Fruktose-Intoleranz, so Dr. Joseph Vrahimis aus Bad Lippspringe (MMW 2010; 48: 5).
Das Thoraxbild ließ sich mit der Verlagerung der rechten Kolonflexur zwischen Leber und Zwerchfell erklären - ein Chilaiditi-Syndrom (Interpositio hepato-diaphragmatica, Interpositio coli). Der Dickdarm ist dabei um die Längsachse des Mesenteriums gedreht.
Je nach Drehungsgrad kann diese anatomische Variante völlig asymptomatisch sein, in anderen Fällen bestehen Oberbauchbeschwerden, oder es tritt sogar ein Ileus auf.
Normalerweise habe das Chilaiditi-Syndrom jedoch keinen Krankheitswert, so Vrahimis. Die Diagnose werde meist zufällig gestellt, wenn eine Röntgen-Thoraxaufnahme angefertigt wird. Der Gastroenterologe behandelte konservativ entblähend sowie stuhlgangregulierend mit indischem Flohsamen und / oder Macrogol.