Pädiatrie

Antibiotika-Vergabe variiert in fünf EU Ländern

Bei der Antibiotika-Vergabe an Kinder und Jugendliche bestehen in Europa große Unterschiede.

Veröffentlicht:

BREMEN. Mit 957 Verschreibungen pro 1000 Personen-Jahre wurden 2008 die meisten Antibiotika in der italienischen Region Emilia Romagna verordnet, gefolgt von Deutschland (561), UK (555), Dänemark (481) und den Niederlanden (294).

 In den Niederlanden beträgt danach die Verschreibungsrate nur ein Drittel der italienischen, wie eine Studie im EU-Projekt Aritmo ergeben hat.

Dafür waren von 2005 bis 2008 Daten von 23 Millionen unter 18-Jährigen ausgewertet worden (BMC Pediatrics 2014; 14: 174.). Die unter Vierjährigen erhalten danach am häufigsten Antibiotika.

Was die Studie in der Antibiotika-Forschung einzigartig mache, sei die Vergleichbarkeit der Methoden, Altersgruppen und des Zeitraums, teilt das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen mit.

Dass die Niederlande in Europa Vorreiter im sorgsamen Umgang mit Antibiotika sind, hätten bereits frühere Studien gezeigt.

Dort gebe es eine strikte Verordnungspolitik für Antiinfektiva und starke Bemühungen, Verschreibungsrichtlinien zu fördern, um Bakterienresistenzen zu bekämpfen.

Die Forscher vermuten, dass die Unterschiede nicht durch verschiedene Infektionshäufigkeiten in den Ländern, sondern durch länderspezifisches Verschreibungsverhalten verursacht werden.

Antibiotika auch bei viralen Infekten verordnet

Es ist anzunehmen, dass Antibiotika nicht nur gegen bakterielle, sondern auch gegen virale Erkrankungen verordnet werden. Dies wird von der Beobachtung gestützt, dass die Verordnung von Antibiotika jahreszeitliche Spitzen hat.

Am höchsten ist sie im Winter, besonders in den Ländern mit einer hohen Verschreibungsrate. Denn hauptsächlich die viralen Erkrankungen steigen im Winter an, nicht die bakteriellen.

Vor allem Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen würden bei Kindern bereits beim ersten Arztkontakt oft mit Antibiotika therapiert, so die Mitteilung. Allerdings sollten Antibiotika meist nur verordnet werden, wenn sich die Symptome nicht in den ersten Tagen bessern.

Weiteres Resultat: Die verordneten Antibiotika-Arten variieren stark in den fünf Ländern generell, aber auch bezogen auf die Altersgruppen. Es sei daher zu vermuten, dass nicht immer das sinnvollste Antibiotikum eingesetzt werde.

 In allen Ländern, außer Dänemark, stellen Breitspektrum-Antibiotika die größte Gruppe - vor allem bei den unter Vierjährigen. Das gilt für alle fünf Länder.

Schmalspektrum-Antibiotika werden am häufigsten in Dänemark angewendet. Auch werden oft Antibiotika verschrieben, die verstärkt Resistenzen fördern, und sie werden zu früh eingesetzt. (eb)

Mehr zum Thema

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen

Im Schnitt kamen Vertragsarztpraxen im dritten Quartal 2023 auf 60.168 Euro Honorarumsatz aus vertragsärztlicher Tätigkeit.

© PhotographyByMK / stock.adobe.com

Honorarbericht der KBV

Praxen erzielten im dritten Quartal 2023 mehr Umsatz