Zi-Studie

Antibiotika-Verordnungen sind rückläufig, aber...

Niedergelassene Ärzte haben weniger Antibiotika verordnet. Der Rückgang fällt je Altersgruppe aber sehr unterschiedlich aus, hat jetzt eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ergeben.

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Auskultation: Atemwegsinfektionen erfordern selten Antibiotika.

Auskultation: Atemwegsinfektionen erfordern selten Antibiotika.

© Race / fotolia.com

BERLIN. Wie hat sich der Antibiotikaeinsatz in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt? Zur Klärung dieser Frage haben Forscher des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) bundesweite Arzneiverordnungsdaten der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen aus den Jahren 2008 bis 2012 analysiert.

Ausgewertet wurden Zahlen verordneter Packungen sowie die definierten Tagesdosen und die Zahl der Patienten mit mindestens einem Antibiotika-Rezept, wie Ramona Hering, Mandy Schulz und Jörg Bätzing-Feigenbaum von der Zi-Arbeitsgemeinschaft Versorgungsanalyse berichten (Versorgungsatlas, 7. Oktober 2014).

Ergebnis: In allen drei analysierten Indikatoren waren Rückgänge zu verzeichnen. Für die Zahl der Patienten war der Trend aber deutlich schwächer ausgeprägt als für die Zahl der Packungen oder der Tagesdosen.

Zudem fiel die Abnahme in verschiedenen Altersgruppen recht unterschiedlich aus, am ausgeprägtesten waren die Effekte bei den Kindern bis zu 14 Jahren und bei den Älteren ab 70. Anders sieht es für die restlichen Altersgruppen aus.

"Im breiten Alterssegment der 15- bis 69-Jährigen ist kein wesentlicher Trend zu erkennen", schreiben die Forscher. "Die Antibiotikaverordnungen erweisen sich hier als äußerst stabil. Es besteht in diesem Segment bei bestimmten Infektionskrankheiten aber noch viel Spielraum nach unten, wenn leitliniengerechter behandelt würde."

Was die Verordnungszahlen von Antibiotika angeht, ermittelten Hering und Kollegen zwischen 2008 und 2011 signifikante jährliche Rückgänge von 4,5, 1,5 und 6,7 Prozent für die Altersgruppen bis 14, 70-84 und ab 85 Jahre.

Beim Verordnungsvolumen war ein Minus von 7,3 Prozent für die bis 14-Jährigen und von 5,9 Prozent für die ab 85-Jährigen festzustellen. "Seit 2009 geht auch der Anteil der Kinder mit Antibiotikaverordnung zurück und liegt in 2011 unter 40 Prozent", berichten die Wissenschaftler.

Weniger Ältere erhalten Antibiotika

Auch bei älteren Patienten sinkt die Quote der Antibiotikatherapien. Hier könnte es eine Rolle spielen, dass sich die Verordnungen in den stationären Bereich verlagert haben. Daten, die darüber Auskunft geben könnten, waren jedoch nicht verfügbar.

Im Bundesdurchschnitt erreicht der Anteil der Patienten mit Antibiotikaverordnung rund 30 Prozent, an der Spitze liegt das Saarland mit etwa 35 Prozent, am Ende Brandenburg mit circa 25 Prozent.

Hering, Schulz und BätzingFeigenbaum äußern sich auch zu den verordneten Wirkstoffgruppen. Die Studiendaten zeigen, dass Kinder inzwischen noch vor Basispenicillinen am häufigsten Cephalosporine verordnet bekommen - Antibiotika mithin, die eher der therapeutischen Reserve zugeordnet sind.

Sie sind besonders am Auftreten multiresistenter Erreger im gramnegativen Spektrum beteiligt.

Und im Alter ab 70 Jahren sind Fluorchinolone die mit Abstand am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe. Das halten die Wissenschaftler für bedenklich: "Fluorchinolone gelten als einer der Hauptverursacher der schweren Clostridium-difficile-Infektion, die gerade in dieser Altersgruppe gemäß den Meldedaten hochprävalent und mit hoher Mortalität verbunden ist."

Mit Blick auf die Cephalosporine und Fluorchinolone sehen die Zi-Forscher Handlungsbedarf, damit die Verordnungszahlen künftig sinken. (rb)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zur Zi-Studie: Vernunft auf Rezept

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