Studie macht Hoffnung

Antikörper gegen HIV wirkt bei Menschen

Es könnte der Durchbruch im Kampf gegen Aids sein: Ein neuer Antikörper wurde jetzt in einer Phase-I-Studie erfolgreich am Menschen getestet. Das weckt Hoffnungen auf eine wirksame Immuntherapie gegen HIV.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das HI-Virus.

Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das HI-Virus.

© Sebastian Schreiter / Springer Verlags GmbH

KÖLN. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert versuchen HIV-Forscher, die passive Immunisierung auch gegen den Aids-Erreger zu nutzen.

Was in Tierversuchen erfolgreich war, konnte in den vergangenen Jahren mit den verfügbaren monoklonalen Antikörpern nicht reproduziert werden, unter anderem, weil die Viren wegen ihrer Wandlungsfähigkeit den Angriffen der Antikörper entkommen konnten.

Das Potenzial, das Virus in Schach zu halten, war begrenzt (Immunity 1999; 10: 431-438).

Seit der Isolierung eines Antikörpers aus dem Serum eines HIV-1-Infizierten, bei dem die Virusunterdrückung durch das Immunglobulin besonders erfolgreich war, schöpfen die Wissenschaftler erneut Hoffnung, dass eine Immuntherapie mit Antikörpern die Behandlung HIV-Infizierter doch bereichern könnte.

17 Probanden zwischen 18 und 65

Entdeckt und isoliert wurde ein solcher Antikörper von Wissenschaftlern um Dr. Michel C. Nussenzweig von der Rockefeller-Universität in New York und aus Berlin (Science 2011; 333: 1633-1637).

Nach erfolgreichen Therapieversuchen mit SIV (simian immunodeficiency virus) in Affen, in denen der gegen die CD4-Bindungsstelle auf der Virusoberfläche gerichtete Antikörper mit der Kurzbezeichnung "3BNC117" getestet wurde, starteten die Forscher, darunter auch Wissenschaftler und Ärzte aus Köln und Freiburg, Anfang 2014 mit diesem Präparat eine Phase-1-Studie zur Dosisfindung.

Hergestellt wurde der Antikörper von dem US-Unternehmen Celldex Therapeutics mithilfe von Ovarialzellen des chinesischen Hamsters.

Nach einem Jahr liegen nun die ersten Ergebnisse der Studie mit zwölf nicht infizierten Probanden und 17 HIV-1-Infizierten vor (Nature 2015; online 8. April). Den Studienteilnehmern zwischen 18 und 65 Jahren war der breit wirksame Antikörper, der in der Lage ist, 197 von 237 HIV-1-Varianten zu neutralisieren, in vier verschiedenen Dosierungen einmalig intravenös verabreicht worden.

Nur zwei HIV-1-Infizierte erhielten zudem eine antiretrovirale Therapie. Im Mittel lag die Viruslast zu Studienbeginn bei knapp 9500 HIV-1-RNA-Kopien pro Milliliter Blut. Mit im Mittel 655 CD-4-Zellen/µl lag die Zahl der Helferzellen meist über der Normgrenze.

Höchste Antikörperdosis am wirksamsten

Wie die Forschergruppe um Dr. Marina Caskey von der Rockefeller-Universität berichtet, war die höchste Antikörperdosis (30 mg/kg) am wirksamsten und verringerte die Virusmenge um 0,8 bis 2,5 Log10-Stufen, wobei eine Log-Stufe zehn Kopien entspricht und 2,7-Log-Stufen 500 Kopien entsprechen.

Die Reduktion der Virusmenge hielt bis zu 28 Tage lang an. Allerdings entwickelten sich in diesem Zeitraum bei manchen Studienteilnehmern auch Resistenzen gegen 3BNC117.

Unerwünschte Wirkungen der Immunglobulintherapie, etwa Schnupfen, Husten, Kopfschmerz oder Durchfall, waren selten und nur leicht bis mäßig ausgeprägt.

Da der Antikörper allein die Virusmenge nicht sicher und langanhaltend verringern kann, sehen die Wissenschaftler die Zukunft dieses oder ähnlicher Antikörperpräparate eher in einer Kombination mit der antiretroviralen Therapie oder einem anderen Antikörper.

Erst dann könnte es möglich sein, damit - wie mit der heute verfügbaren antiretroviralen Kombinationstherapie - die Virusmenge anhaltend unter die Nachweisgrenze zu senken.

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