Antikörper verlängert Leben bei Kolonkarzinom

FRANKFURT/MAIN (nsi). Eine Hemmung der Angiogenese als Erstlinientherapie kann, wie gemeldet, das Leben von krebskranken Menschen verlängern. Daß dieses Prinzip funktioniert, ist bei Patienten erstmals im vergangenen Jahr mit dem Antikörper Bevacizumab (Avastin®) belegt worden.

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Der rekombinant hergestellte, humanisierte, monoklonale Antikörper Bevacizumab bindet das Protein "vascular endothelial growth factor" (VEGF). Vor wenigen Monaten ist Bevacizumab in den USA als Ko-Medikation zu einer Erst-Linien-Standardtherapie von Patienten mit metastasiertem, kolorektalem Karzinom zugelassen worden. Für Europa wird die Zulassung in dieser Indikation Anfang 2005 erwartet.

"Mit der gezielten Hemmung der Blutgefäßneubildung, die deutlich klinisch relevant ist, hat eine neue Ära in der Darmkrebstherapie begonnen", sagte Professor Martin Gramatzki von der Abteilung Hämatologie und internistische Onkologie der Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg bei einer Veranstaltung des Unternehmens Hoffmann-La Roche in Frankfurt am Main.

Patienten mit fortgeschrittenen, kolorektalen Karzinomen lebten im Durchschnitt fünf Monate länger, wenn sie als Erst-Linien-Therapie zusätzlich zur Standardbehandlung Bevacizumab erhielten.

In der Multicenter-Studie der Phase III sind 815 Patienten mit zuvor unbehandeltem, metastasiertem kolorektalen Karzinom in eine Kontrollgruppe randomisiert worden, die Irinotecan, 5-Fluorouracil, Leucovorin und Placebo erhielt. In der Verumgruppe bekamen die Probanden alle zwei Wochen Bevacizumab (5 mg/kg Körpergewicht) statt Placebo. Wie berichtet, sind die Ergebnisse der Studie vor kurzem veröffentlicht worden (NEJM 350, 2003, 2335).

Im Behandlungs-Arm überlebten die Probanden im Durchschnitt 20,3 Monate, im Placebo-Arm nur 15,6 Monate. Die Ansprechrate (partielle und komplette Response) betrug fast 35 Prozent unter Standardtherapie und knapp 45 Prozent bei der zusätzlichen Verabreichung von Bevacizumab.

Der Antikörper verlängerte die Dauer einer Remission um durchschnittlich 3,3 Monate im Vergleich zur Standardtherapie. Das progressionsfreie Überleben lag in der Placebogruppe im Mittel bei 6,24 Monaten, in der Verumgruppe bei fast 11 Monaten.

"Der Antikörper ist gut verträglich und wirkt unabhängig vom Alter der Patienten", sagte Gramatzki. Jeder zehnte Proband in der Verumgruppe habe eine arterielle Hypertonie entwickelt, die sich aber medikamentös gut habe kontrollieren lassen. Das Risiko für Blutungen sei leicht erhöht. Es sei abzusehen, daß Tumortherapien mit neuen, zielgerichteten Substanzen wie Antikörpern gegen Wachstumsfaktoren zu multimodalen Behandlungskonzepten ergänzt würden.

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