Ausbildung für Ersthelfer
Erste Hilfe auch bei Anzeichen einer psychischen Krankheit leisten!
Der Arzt Dr. Michael Deuschle ruft zu mehr Erster Hilfe bei psychischen Erkrankungen auf. Bei Anzeichen von Depressionen, einer Panikattacke oder Krise ist es genauso wichtig, schnell zu handeln.
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Dr. Michael Deuschle vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim ist Initiator und Leiter von Ersthelfer-Kursen nach dem Vorbild des australischen „Mental Health First Aid“-Programms.
© Uwe Anspach/picture alliance
Frankfurt/Main. Psychische Krisen und Krankheiten sind häufiger als gedacht, und bei möglichen Anzeichen können Mitmenschen Erste Hilfe leisten, betont Dr. Michale Deuschle, leitender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim.
„Der erste Schritt ist es, anzusprechen, dass etwas gerade nicht normal zu sein scheint. (...) Oft sind die Betroffenen froh, dass sie angesprochen werden“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag) im Interview.
Es gehe bei dieser Form der Ersten Hilfe keinesfalls darum, eine Therapie durchzuführen, so Deuschle, sondern darum, zu fragen und hinzuhören, ob eine Krise vorliege – und dann Hilfswege aufzuzeigen. „Die meisten Menschen können es nicht gut einordnen, wenn sie das erste Mal eine Depression bekommen oder eine Panikattacke haben. Sie wissen auch häufig nicht, an wen sie sich wenden können.“
Betroffene zum Hausarzt schicken!
Am sinnvollsten sei es meist, den Betroffenen zu seinem Hausarzt zu schicken, zu dem bereits ein Vertrauensverhältnis bestehe. Dieser könne die Situation einschätzen und Adressen für weitere psychische Hilfe vermitteln.
Deuschle ist Initiator des „Mental Health First Aid Programms“ (MHFA), bei dem Ersthelfer für psychische Gesundheit ausgebildet werden. Das Programm richte sich an jeden, so Deuschle, „weil jeder in der Familie, bei Bekannten oder Kollegen auf Menschen treffen kann, denen es gerade nicht gut geht“.
Es seien nicht immer schwere Traumata, die Menschen aus dem Gleichgewicht brächten und auch ihre Angehörigen belasteten. Es könne sich gleichermaßen um eine Alkohol-, Tabletten- oder Drogenabhängigkeit handeln, wie um Psychosen, Depressionen oder Angststörungen.
„Auf diese psychischen Erkrankungen trifft man häufiger als gedacht im sozialen Umfeld. Oder man wird in der U-Bahn mit einem Menschen konfrontiert, der eine akute Psychose hat oder gesteigerte Aggressivität zeigt. Da sollte man auch helfen können.“ (KNA)