Kommentar
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Die aktuelle Studie auf Basis von Regensburger Registerdaten zu Metformin als mögliches Therapeutikum bei Patienten mit einem Gliom macht deutlich, dass es ein großes Interesse gibt, bewährte Medikamente für neue Behandlungsfelder wiederzuentdecken.
Das Schlagwort: Drug Repurposing oder Repositioning, also Innovationen auf Basis bewährter Wirkstoffe, wie es in einem Positionspapier des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie heißt. Derzeit laufen allein mit dem Antidiabetikum über 300 Studien, die es bei vielen unterschiedlichen Tumoren prüfen. Das macht Hoffnung.
Wer sich einen Eindruck dazu verschaffen will, was sich generell derzeit bei der Forschung zum Repurposing tut, kann sich etwa auf der Internetseite "RE:fine Drugs" der Ohio State Universität umschauen. Fast 1000 Präparate sind bereits in die interaktive Datenbank aufgenommen worden. Allein für die Indikation Morbus Alzheimer gibt es fast 200 Einträge zu bewährten Arzneimitteln, die bei der neuen Indikation getestet werden.
Die Suche nach neuen Indikationen für etablierte Mittel läuft auf Hochtouren. Längst hat auch die EU-Kommission das Thema auf ihre Agenda gesetzt. Denn der Nutzen ist klar: Die Kosten – und nicht zuletzt der Zeitaufwand – für die Entwicklung einer gut erforschten Arznei für eine neue Indikation sind unvergleichlich niedriger als bei Innovationen, weil die Sicherheit des Präparates nicht mehr belegt werden muss.
Nicht nur der Contergan-Wirkstoff Thalidomid, der ursprünglich gegen Schlafstörungen und inzwischen zur Myelom-Therapie zugelassen ist, ist ein Beispiel dafür, dass sich Forschung zum Repurposing lohnt. Und Studien wie die in Regensburg tragen zum Erfolg bei.
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