Plötzlicher Kindstod

Bei der Autopsie zeigte sich Krebs als Ursache

Als häufigste Ursache für den plötzlichen und unerwarteten Krebstod bei Kindern fanden britische Pathologen bei der Obduktion bislang unerkannte hämatologische Malignome.

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LONDON. Glücklicherweise kommen solche Fälle nur sehr selten vor, dennoch gibt es sie – Kinder, die plötzlich und unerwartet sterben und deren Tod erst mit der Obduktion geklärt werden kann. Manchmal stoßen die Pathologen dabei auf bislang unerkannte Neoplasien als Todesursache, wie eine Studie von Londoner Forschern ergeben hat (Pediatr Blood Cancer 2017; online 6. Februar). Sie haben dazu die Daten einer retrospektiven Beobachtungsstudie mit 2432 pädiatrischen Obduktionen gesichtet. Die überwiegend aus dem Süden Englands stammenden Kinder (1670 Kinder < 1 Jahr und 762 > 1 Jahr) waren zwischen 1996 und 2015 gestorben.

Bei 13 Kindern, deren Leben plötzlich und unerwartet geendet hatte, war in der Obduktion eine bislang unerkannte Neoplasie aufgefallen. Für zwölf von ihnen war dies die Todesursache. Darunter waren fünf hämatologische Malignome (eine akute lymphatische Leukämie, B-Zell-ALL; ein anaplastisch großzelliges Lymphom, ALCL; drei nicht spezifizierte akute Leukämien), zwei Medulloblastome, zwei Neuroblastome, zwei kardiale Tumoren und zwei Malignome renalen Ursprungs.

Bei acht dieser Kinder (0,33 Prozent der Kinder bei Autopsie) trafen die Kriterien für einen plötzlichen unerwarteten Tod infolge einer Neoplasie im Kindesalter (sudden unexpected death due to neoplasia in infancy and childhood, SUDNIC) zu. Definiert ist SUDNIC als plötzlicher Tod eines anscheinend gesunden Menschen innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten einer akuten Erkrankung, die von den Ärzten nicht als lebensbedrohlich eingestuft wurde. Bei drei dieser Kinder wurde post mortem ein hämatologisches Malignom festgestellt.

Die Studie habe ergeben, so die Autoren, dass sich Neoplasien nur sehr selten erst bei der Autopsie zu erkennen geben (0,54 Prozent der Kinder bei Obduktion). Hämatologische Malignome sind unter den Krebserkrankungen als Ursache für einen plötzlichen Tod am häufigsten vertreten. Dieser Befund bestätigt frühere Untersuchungen und steht auch in Übereinstimmung mit der bekannten Verteilung der Neoplasien im Kindesalter. Da der Verlauf hämatologischer Erkrankungen jedoch häufig sehr kurz sei, seien oft bereits Symptome einer akuten Knochenmarkinsuffizienz aufgetreten, wenn sich die Patienten beim Arzt vorstellten.

Die meisten kardialen Tumoren sind benigne, wachsen nur wenig und viele von ihnen regredieren von selbst. Ob sich Symptome zeigten, hänge von der Position des Tumors im Herzen ab, so die Pathologen. Mehr als ein Drittel von ihnen präsentiere sich durch eine dekompensierte Herzinsuffizienz oder Zyanose und werde im frühen Kindesalter entdeckt. 10–30 Prozent der betroffenen Kinder allerdings stürben plötzlich.

Da im Falle eines plötzlichen und unerwarteten Kindstodes, trotz der Seltenheit, dennoch immer mit einer Neoplasie als Todesursache gerechnet werden muss, plädieren die Autoren dafür, in solchen Fällen immer einen Spezialisten zur Obduktion hinzuzuziehen. (St)

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Kommentare
Karlheinz Bayer 11.04.201709:37 Uhr

maybe SUDNIC is not SIDS

Der plötzliche Kindstod (sudden infants death syndrome) ist definiert als der Tod eines Säuglings, für den trotz Autopsie keine Ursache ermittelt werden kann. Ein SIDS ist eine Ausschlussdiagnose. Wenn die Autopsie eine Krebserkrankung ergab, dann ist das kein SIDS mehr.
Hier wird ohnehin viel Zweifelhaftes gemacht.
Bestes Beispiel ist die Empfehlung, Kinder nicht auf dem Bauch schlafen zu lassen. Wenn Säuglinge in Rückenlage sich erbrechen und daren ersticken, ist es kein SIDS, sondern ein Tod durch ersticken. Damit sind aber schon etliche Todesfälle aus der Rückenlage als Fälle mit erkannten Todesursachen ausgeschlossen. Wenn dann bei den unerkannten Todesfällen ein 2/3-Überhang von Kindern in Bauchlage übrigbleibt, ist das nicht statistisch absehbar?

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