Studie

Brexit schlägt aufs Herz

Der Brexit wird wohl Geld und Arbeitsplätze kosten – doch kostet er auch Leben? Eine Analyse Londoner Forscher legt das nahe. Der Grund: Obst.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Nicht nur für manchen Politiker herzzerreißend: Der Brexit könnte bis zu 12.400 Menschen bis 2030 das Leben kosten – durch Herzleiden.

Nicht nur für manchen Politiker herzzerreißend: Der Brexit könnte bis zu 12.400 Menschen bis 2030 das Leben kosten – durch Herzleiden.

© martialred / stock.adobe.com

LONDON. Noch ist nicht klar, in welcher Form der Brexit über die Bühne gehen wird. Dass Großbritannien für den Austritt aus der EU auch einen Preis in Sachen Bevölkerungsgesundheit zu zahlen haben wird, ist nach Einschätzung einer Untersuchergruppe um Dr. Paraskevi Seferidi vom Imperial College London aber jetzt schon absehbar (doi: 10.1136/bmjopen-2018-026966).

Die Gruppe hat in Modellrechnungen vier unterschiedliche Post-Brexit-Szenarien einschließlich eines „No-Deal“-Brexits als schlimmsten Fall in ihren möglichen Auswirkungen auf die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen im Zeitraum von 2021 bis 2030 in Großbritannien durchgespielt. Dabei ging es den Untersuchern primär um die Frage, welche Konsequenzen durch den Brexit drohende neue Handelsbeschränkungen auf die Preise von Obst und Gemüse und deren Verzehr in der britischen Bevölkerung haben werden.

Preiserhöhungen wahrscheinlich

In die jeweiligen Modellrechnungen gingen Daten der Welthandelsorganisation WTO, Daten zur Auswirkungen von Preisveränderungen auf die Nachfrage in Großbritannien und Daten aus Metaanalysen zum Zusammenhang zwischen Obst/Gemüse-Konsum und kardiovaskulären Erkrankungen. Auch Projektionen bezüglich der künftigen kardiovaskulären Mortalität gingen ein.

Alle so modellierten Brexit-Szenarien legen nahe, dass die Preise insbesondere für importiertes Obst und Gemüse steigen werden und deren Konsum konsekutiv abnehmen wird – mit mehr oder weniger ungünstigen Auswirkungen auf kardiovaskuläre Erkrankungen bei Erwachsenen.

In dem auf der Annahme der relativ geringsten Störungen im Handel gestützten Modell verringerte sich der Konsum um 2,5 Prozent. Projiziert auf den Zeitraum 2021 und 2030 würden aus dieser Konsumveränderung schätzungsweise 5740 zusätzliche kardiovaskuläre Todesfälle resultieren.

„No Deal“ = meiste Tote

Die gravierendsten Auswirkungen hätte nach der Analyse von Seferidi und seinen Kollegen ein „No-Deal“-Brexit. Für diesen Fall prognostizieren die Untersucher einen Rückgang des Obst- und Gemüse-Verzehrs um 11,4 Prozent – mit der projizierten Konsequenz, dass bis 2030 schätzungsweise 12.400 zusätzliche tödliche Koronarereignisse und Schlaganfälle zu erwarten sind.

Die Zahl der Koronarereignisse wurde sich demnach um 0,9 Prozent (4110 Todesfälle) und die der Schlaganfälle um 2.9 Prozent (8290 Todesfälle) erhöhen.

Die Gruppe um Seferidi appelliert an die britische Regierung, diese möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bei den laufenden Brexit-Verhandlungen wie auch bei ihrer Planung in der Zeit nach dem Brexit zu berücksichtigen.

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 12.02.201912:56 Uhr

ein prospektiver Großversuch - womöglich? oder womöglich doch nicht?


Würde es nur den einen Parameter Mehr-Obst/Weniger-Obst geben, der Brexit wäre unendlich aufschlußreich zur Frage, ob Obst und gemüse, ob eine gesunde oder ungesunde Ernährung zu Herzerkrankungen führen könnte.
Ein Rückgang des Obst- und Gemüseverzehrs von 11,4 % (man beachte die vermeintliche Exktheit) würde zu 12.400 zusätzlichen Herzattacken und Schlaganfällen führen.
Wie schön, daß die medizin eine exakte Wissenschaft ist?
Haben wir nicht ein ganzes Medizinerleben lang genau das Gegenteil erfahren?
Ja, und dann, was passiert noch, außer den 11,4 % Vitaminverzicht?
Es könnte ja zum Beispiel auch die Zahl der Arbeitslosen steigen, - nur um eine Zahl in den Raum zu stellen, um 7,283 %. Was dann voraussichtlich zu 7.321 oder 7322 zusätzlichen Suziden führen könnte (nur um eine andere Zahl zu nennen).
Es ist - let me tell it in a plain word - BULLSHIT.

Dr. Karlheinz Bayer

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