COPD kein Grund für Verzicht auf Betablocker
Betablocker belasten COPD-Patienten mit Herzinsuffizienz nicht. In einer Studie in Hausarztpraxen waren bei Therapie mit Betablockern vielmehr Sterberate und Rate von Exazerbationen verringert.
Veröffentlicht:BERLIN (gvg). COPD-Patienten mit Herzinsuffizienz wird aus Angst vor einer Bronchokonstriktion oft ein Betablocker vorenthalten. Zu Unrecht: Eine Erhebung in Allgemeinarztpraxen hat ergeben, dass der Betablocker von COPD-Patienten gut vertragen wird.
Dazu wurden auf dem Weg einer Datenbankanalyse Informationen von 2230 COPD-Patienten aus 23 Allgemeinarztpraxen in den Niederlanden ausgewertet.
Bei zwei von drei Patienten lag entweder eine manifeste kardiovaskuläre Begleiterkrankung - meist Linksherzinsuffizienz oder KHK - vor, oder sie hatten gravierende kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Hypertonie oder Diabetes mellitus. Drei von zehn der COPD-Patienten in dieser Analyse wurden mit Betablockern behandelt.
Die Forscher haben sich die Sterberate der Patienten und das Risiko von COPD-Exazerbationen in Abhängigkeit von kardiovaskulärer Begleiterkrankung und Therapie mit Betablockern angesehen. Die Sterberate in der Gesamtkohorte lag über 7,2 Jahre bei 30,8 Prozent, und 47,3 Prozent der Patienten hatten im Beobachtungszeitraum mindestens eine Exazerbation.
"Überraschend waren die Ergebnisse bei Patienten, die Betablocker erhalten hatten", sagte Professor Martin Kohlhäufl aus Stuttgart beim PraxisUpdate 2011 in Berlin. Hier war die Sterberate nämlich um ein Drittel niedriger als im Gesamtdurchschnitt. Und auch das Risiko von Exazerbationen war um 17 Prozent niedriger. Die Ergebnisse wurden jüngst in einer Studie in Schottland bestätigt (BMJ 2011, 342: 2549).
Beide Studien waren nicht prospektiv und dürfen deswegen nicht überbewertet werden. Die Daten zeigten aber doch, dass die Anwendung eines Betablockers bei COPD nicht pauschal als Risiko angesehen werden könne, so Kohlhäufl. Vor allem kardioselektive Betablocker können und sollten bei entsprechender Indikation auch COPD-Patienten nicht vorenthalten werden.