Kommentar

Das Kreuz mit dem Knie

Nach Kreuzbandriss sollten die Ängste vieler Sportler bei der Reha berücksichtigt werden, sonst ist das Risiko einer Zweitruptur erhöht.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Das Kreuz mit dem Knie

© Springer Medizin

Ein Kreuzbandriss ist für Sportler immer ein einschneidendes Erlebnis, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich. Auch nach einer offenkundig geglückten Op mit ausgiebiger Reha bleibt oft das Gefühl, dass es nicht mehr so ist, wie es vor dem Unfall einmal war. Und oft genug scheint dieses Gefühl nicht zu trügen.

In den sogenannten Pivoting-Sportarten, die durch schnelles Abstoppen und häufige Richtungswechsel gekennzeichnet sind, erleidet fast jeder Vierte nach einem ersten Kreuzbandriss einen zweiten, entweder am vorgeschädigten oder am kontralateralen Knie. Dabei zeigen die Betroffenen oft erstaunlich gute Ergebnisse in speziellen Testbatterien, die speziell für die RTS-(Return-to-Sport-)Beurteilung entwickelt wurden. Eigentlich ein Widerspruch.

Hier könnte nach Ansicht von Experten vor allem ein Aspekt eine Rolle spielen: die Macht der Psyche. Nach einer Knieverletzung haben viele Patienten Angst, sich erneut zu verletzen. Das führt möglicherweise dazu, dass sie bestimmte Bewegungen scheuen, sich verkrampfen, Bewegungen falsch ausführen.

Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass das Risiko einer erneuten Kreuzbandruptur bei Patienten mit solchen Unsicherheiten bis zu 13-fach erhöht ist. Es gebe Hinweise, dass „eine Kinesiophobie motorische Programme im Kortex ändert“, erläutert Professor Hauke Mommsen, Sportmediziner an der Uni Kiel. Dies könne subjektive Instabilitäten oder sogar ReRupturen nach sich ziehen.

Im Rahmen der Reha sollte sich der Fokus mehr auf solche Faktoren richten. Es gibt bereits einfach nutzbare Tools, über die man im Praxisalltag entsprechende Hinweise bekommen kann, zum Beispiel den ACL-RSI. Die Erkenntnisse aus solchen Fragebögen sollte man in Rehaprogrammen nutzen, schlägt Mommsen vor, zum Beispiel auch, um das Selbstvertrauen der Patienten gezielt zu fördern.

Für den behandelnden Arzt muss klar sein: An einem verletzten Kreuzband hängt immer auch ein ganzer Mensch. Dessen Sorgen und Nöte gilt es zu berücksichtigen, auch wenn es sich anscheinend „nur“ um ein orthopädisches Trauma handelt.

Schreiben Sie der Autorin: elke.oberhofer@springer.com

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