Defizite in der Sepsis-Diagnostik erhöhen Sterberate
In den entwickelten Ländern verursacht Sepsis mehr Todesfälle als Brustkrebs, Prostatakrebs und Aids/HIV zusammen.
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Blutkulturen: Experten fordern mehr Anstrengung im Kampf gegen Sepsis.
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NEU-ISENBURG (ikr). Geschätzte 18 Millionen Menschen weltweit erkranken jedes Jahr an einer Sepsis, teilen Experten aus Anlass des heutigen 1. Welt-Sepsis-Tages mit. Die Idee für einen Welt-Sepsis-Tag entstand aus den Reihen von Betroffenen, die sich in der Deutschen Sepsis-Hilfe e.V. (DSH) zusammengeschlossenen haben, mit aktiver Unterstützung der Deutschen Sepsis-Gesellschaft (DSG). Das teilt die DSG mit. Die ebenfalls auf deutsche Initiative gegründete Global Sepsis Alliance (GSA) habe mit Hilfe ihrer Gründungsorganisationen diese Idee aufgegriffen und auf internationaler Ebene vorangetrieben.
Ungeachtet aller medizinischen Fortschritte nehmen die Fallzahlen von Sepsis in besorgniserregendem Ausmaß zu, ist zum Welt-Sepsis-Tag auf dessen Homepage zu erfahren (www.world-sepsis-day.org). Die im Krankenhaus behandelten Sepsisfälle hätten sich im Laufe der letzten zehn Jahre verdoppelt. Und internationale Studien zeigten, dass 20 bis 40 Prozent aller intensivmedizinisch behandelten Patienten die Sepsis außerhalb des Krankenhauses erworben haben.
Ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten überleben die Sepsis nicht. Das Problem: Die Diagnose kommt oft zu spät, weil die klinischen Symptome und Laborwerte nicht spezifisch genug sind. Insbesondere bei Kindern sind die Symptome wenig aussagekräftig. Die hohe Rate an fehlerhaften oder zu spät gestellten Diagnosen ist nach Angaben des Welt-Sepsis-Tages auf bestehende Defizite in der Definition der Erkrankung, unzureichende Diagnosekriterien und vielfach einer unzureichenden Einhaltung klinischer Leitlinien zurückzuführen. Im Gegensatz zu anderen Akuterkrankungen stecke die Diagnose mittels Biomarker bei der Sepsis noch in den Kinderschuhen. In einigen nationalen und internationalen Leitlinien wird Procalcitonin zur Steuerung der Antibiotikatherapie und zur Sicherung der Diagnose einer Sepsis empfohlen.
Die Weltverbände fordern dazu auf, qualifizierte Akut- und Post-Akuteinrichtungen zu gewährleisten sowie Maßnahmen zur Implementierung von Sepsis-Leitlinien in die klinische Praxis zu unterstützen. Auch Entscheidungsträger und Interessengruppen im Gesundheitssystem sollen stärker mobilisiert werden.