Gehirnerschütterung bei Kickern
Der Kopf ist härter als der Ball
Junge Fußballer erleiden häufig eine Gehirnerschütterung. Aber nicht, weil das Spielgerät so hart ist - die Köpfe der Gegner sind viel gefährlicher, wie US-Forscher ermittelt haben.
Veröffentlicht:DENVER. Fußballspielen steht seit Längerem im Ruf, mit Nachteilen für Struktur und Funktion des Gehirns einherzugehen. Als hochverdächtig, das Gehirn zu schädigen, gilt das Spielen des Fußballes mit dem Kopf.
Immer wieder sind deshalb Forderungen laut geworden, vor allem Kinder und junge Erwachsene vor Kopfbällen zu schützen. Vorschläge wurden ins Spiel gebracht, eine Helmpflicht zu erlassen oder das Köpfeln gleich ganz zu verbieten.
Ob es aber wirklich die Kopfbälle sind, die Fußballergehirne am meisten erschüttern, hielt eine Forschermannschaft um Dawn Comstock von der University of Colorado nicht für hinreichend gesichert.
Commotiorisiko genauer untersucht
Sie machte sich daran, das Commotiorisiko von jungen Fußballern genauer zu untersuchen (JAMA Pediatr 2015, online 13. Juli). Ziel war es, die Präventionsbemühungen auf eine evidenzbasierte Grundlage zu stellen. Das Endergebnis haben sie nun vorgelegt.
Auf den Fußballplätzen amerikanischer Highschools zählten Comstock und Kollegen 4,50 Gehirnerschütterungen von Fußballerinnen pro 10.000 Kickeinsätze (Training oder Spiel).
Bei Jungen kamen sie auf 2,78 Commotiones pro 10.000 Einsätze. Dabei gingen bei den Buben fast 70 Prozent und bei Mädchen über 50 Prozent der Verletzungen auf Kontakte mit dem Gegenspieler respektive der Gegenspielerin zurück.
Zusammenstöße mit Gegnern
Ein Kopfballduell war dabei zwar als häufigste Einzelursache mit gut 30 Prozent bei Jungen und 25 Prozent bei Mädchen im Spiel. Doch selbst hier war es nicht der Ball, sondern der gegnerische Körper, der die Mehrheit der Gehirnerschütterungen auslöste (78 beziehungsweise 62 Prozent).
"Obwohl also das Kopfballspiel die Aktivität darstellt, die am öftesten mit Gehirnerschütterungen assoziiert ist, dominiert als Auslösemechanismus der Kontakt von Athlet zu Athlet", resümieren Comstock und sein Team.
Im Vergleich zu einem Kopfballverbot halten sie es in der Commotioprävention für effektiver, den Körperkontakt in allen Phasen des Spiels zu reduzieren.
Die Forscher räumen aber ein, dazu wären konsequente Regeldurchsetzung, verstärkter Regelunterricht für die Spieler und verbessertes Training etwa des Kopfballspiels nötig.