Die Rückkehr der Mikroben

WIESBADEN (ner). Die "Rückkehr der Infektionen" wird ein Schwerpunktthema beim Internistenkongress 2010 sein. Indem man der erstaunlichen Wandlungsfähigkeit der Mikroben immer mehr auf die Schliche kommt, ergeben sich künftig neue Therapieoptionen.

Veröffentlicht:
Bakterien in 3 D. © Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com

Bakterien in 3 D. © Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com

© Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com

Durch Mutationen, Verlust oder Austausch von Erbmaterial untereinander entwickeln sich Mikroben weiter, und zwar sowohl innerhalb kurzer wie langer Zeiträume. "Die Mikrobe ändert sich in ihrer genetischen Konstitution und damit letztlich in ihrem Lebensstil", so Professor Jörg Hacker vom Robert-Koch-Institut in Berlin in einem Podcast auf der DGIM-Kongress-Homepage. Hacker wird am Samstag, 10. April, einen Plenarvortrag zur Evolution der Mikroben beim Internistenkongress halten.

Mikroevolutionen von der harmlosen Mikrobe zum Krankheitserreger passieren unter Umständen innerhalb von Tagen oder Wochen. Als Beispiel für die Wandlungsfähigkeit führt der RKI-Präsident das Bakterium Escherichia coli an, ein so genanntes Kommensale, das von seinem Wirt profitiert, ihm aber zunächst weder schadet noch ihm nützt. Mutiert es jedoch, löst es mit den nun freigesetzten Toxinen Darminfektionen aus. Oder die veränderte Zelloberfläche führt unter Umständen zu Harnwegsinfekten, Sepsis oder Meningitis.

Jeder Mensch habe einen einzigartigen mikrobiellen Fingerabdruck, so Hacker. Die nach der Geburt einsetzenden Besiedlungsprozesse könne man inzwischen molekular beschreiben. Frühere Annahmen, dass jeder Mensch zum Beispiel seine eigene spezifische Darmflora besitzt, haben sich dadurch bestätigt. Das genaue Identifizieren der individuellen Flora soll künftig auch eine individuelle Behandlung, etwa bei chronischen Blasen- oder Niereninfektionen, ermöglichen. Genaue Resistenzprofile könnten dann erstellt werden. Zudem wird versucht, Impfstoffe gegen fakultativ pathogene Erreger zu entwickeln. Es scheint denkbar, dass man in Zukunft Patienten zum Beispiel vor schweren Operationen oder vor Chemotherapien gezielt gegen Sepsis-auslösende Erreger impft.

Der Internistenkongress findet vom 10. bis 14. April in Wiesbaden statt, mehr Infos unter: www.dgim2010.de

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Kommentar zum Pneumo-Impfstoffregress

Die (späte) Einsicht der Krankenkassen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Versorgung von Privatpatienten

PKV-Vergütung bringt Praxen knapp 74.000 Euro zusätzlich

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter