Die meisten Schweinegrippe-Erkrankten in Deutschland sind jünger als 25 Jahre

Erstmals liegen jetzt auch für Deutschland konkrete Zahlen zur Altersverteilung bei SchweinegrippeErkrankten vor. Der Median aller gemeldeten Fälle liegt demnach bei 19 Jahren.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:

Weltweit sind durch Infektionen mit dem pandemischen H1N1-Virus am häufigsten 5- bis 45-Jährige betroffen. Für alle in Deutschland bis Mitte September gemeldeten Fälle liegt der Altersgipfel zwischen 15 und 19 Jahren, der Median bei 19 Jahren (Epid Bull 41, 2009, 409). In anderen Ländern ist der Altersmedian mit 12 bis 17 Jahren etwas niedriger. Werden nur die in Deutschland erworbenen - autochthonen - Erkrankungen berücksichtigt, liegt der Median mit 21 Jahren etwas höher als bei Berücksichtigung aller an Schweinegrippe erkrankten Patienten. In Europa liegt das mediane Alter für autochthone Erkrankungen durch Schweinegrippe bei 14 Jahren.

Sieben Prozent der in Deutschland gemeldeten Patienten mit Schweinegrippe, die ins Krankenhaus eingewiesen wurden, kamen auf Intensivstationen. In anderen Ländern sind diese Raten deutlich höher: So wurden in den USA 12 Prozent der hospitalisierten Patienten intensiv-medizinisch betreut, in Kanada 20 und in Australien 12 Prozent.

Für Australien und Neuseeland liegen konkrete Zahlen vor, wie viele Intensivbetten für Patienten mit Schweinegrippe benötigt wurden. Deren maximale Zahl lag zwischen sechs und elf pro eine Million Einwohner. Etwa jedes zwanzigste vorhandene Intensivbett wurde demnach von einem Schweinegrippe-Kranken beansprucht (NEJM 361, 2009, 1). Diese Daten könnten den Ländern in der nördlichen Hemisphäre bei der Planung für die kommende kalte Jahreszeit helfen, so die Autoren. Dann werden vermehrt schwer verlaufende Infektionen mit dem neuen H1N1-Virus erwartet. Zur Orientierung: In Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft rund 290 Intensivbetten pro eine Million Einwohner.

Relativ am häufigsten wegen Schweinegrippe ins Krankenhaus eingewiesen wurden in Deutschland Kinder bis zum vierten Lebensjahr. Die Hospitalisierungsrate in dieser Altersgruppe liegt auch in anderen Ländern vier- bis siebenmal höher als die von älteren Patienten.

Als besondere Risikogruppe für schwere Verläufe hat die Ständige Impfkommission (STIKO) Schwangere genannt. Drei Todesfälle bei Schwangeren durch Schweinegrippe in Kuba bestätigen diese Einschätzung. Robert-Koch-Institut (RKI) und Paul-Ehrlich-Institut (PEI) raten zu einer sorgfältigen Risiko-Nutzen-Abwägung. Darin sollte zum einen die epidemiologische Entwicklung der Neuen Influenza berücksichtigt werden, zum anderen das individuelle Risiko einer Schwangeren für einen schweren Verlauf. Dieses ist auf jeden Fall erhöht, wenn die Schwangere eine vorbestehende Grunderkrankung hat. Weiteres wichtiges Kriterium: Leben Kinder im Haushalt oder besteht eine berufliche Exposition?

"Die Anwendung des Impfstoffs Pandemrix® in der Schwangerschaft ist unter Berücksichtigung von offiziellen Empfehlungen von der Zulassung abgedeckt, wenn eine Impfung für notwendig erachtet wird", schreiben RKI und PEI in ihren vorläufigen Empfehlungen (Epid Bull 41, 2009, 426). Der Impfstoff könne auch stillenden Frauen geimpft werden. Die wissenschaftliche Datenlage sei von der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA als ausreichend erachtet worden, um die Impfung von Schwangeren mit einem adjuvantierten Impfstoff zu vertreten.

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