Über 600 Tote
Ebola schon seit 2006 in Westafrika
Der Ebolaausbruch in Westafrika nimmt immer größere Ausmaße an. Forscher konnten derweil zeigen, dass das Virus schon länger in der Region aktiv ist.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Die Zahl der Todesopfer wegen des Ebola-Ausbruchs in Westafrika ist weiter gestiegen. Seit Februar seien 603 Menschen an den Folgen der Ebola-Viruskrankheit gestorben, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Dienstag in Genf mit.
Allein in der vergangenen Woche sind den Angaben zufolge 68 neue Todesfälle gemeldet worden. Am schlimmsten betroffen war Sierra Leone, wo 52 weitere Tote gemeldet wurden. Zudem wurden 85 Neuerkrankungen registriert, vor allem aus Liberia und Sierra Leone. Alle Fallzahlen beinhalten auch Verdachtsfälle.
Derweil konnten Forscher zeigen, dass das Ebolavirus schon seit 2006 in Westafrika zirkuliert. Der jetzige Ausbruch gilt als der erste Ebola-Ausbruch in Westafrika. Gemessen an der Zahl der Erkrankten und Todesopfer ist er der bislang größte Ausbruch in Afrika.
Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Infektionskrankheiten der US-Armee (USAMRIID) im US-Bundesstaat Maryland hatten Blutproben von Patienten aus Sierra Leone genauer unter die Lupe genommen. Die Forscher sind seit 2006 in dem Land und sollen bei der Bekämpfung des Lassafiebers helfen, das dort endemisch ist (EID 2014; 20(7): online 14. Juli).
Allerdings zeigte sich bei Analysen schnell, dass nur 30 bis 40 Prozent der Patienten mit einer entsprechenden Verdachtsdiagnose tatsächlich mit dem Lassavirus infiziert waren. Antikörperanalysen von ingesamt 253 Blutproben aus den Jahren 2006 bis 2008, bei denen Lassafieber und Malaria ausgeschlossen worden waren, brachten zahlreiche andere Erreger als Ursachen für das hämorrhagische Fieber ans Tageslicht.
Davon waren immerhin rund acht Prozent (8,2) IgM-positiv für das Ebolavirus (19 positive Proben). Auch andere bekannte hämorrhagische Erreger waren vertreten, etwa Dengue-, Westnil-, Gelbfieber-, Rift-Valley-, Chikungunya- und Marburgfieber.
Überrascht hat die Forscher aber vor allem, dass die gefundenen Ebolaviren vom Zairestamm waren, dem gleichen wie beim jetzigen Ausbruch. "Nur ein Fall von Ebola wurde jemals offiziell aus der Region gemeldet. Der war aber von einem Stamm von der Elfenbeinküste", sagte Studienautor Dr. Randal Schoepp vom USAMRIID mit Blick darauf, dass bis zum hiesigen Ausbruch keine Ebolaerkrankungen mit dem Zairestamm aus Westafrika bekannt geworden waren.
Konkret handelte es sich bei dem damals gemeldeten und bis Ende vergangenen Jahres einzigen Ebolafall aus Sierra Leone um ein Taï-Forest-Virus, einer Spezies unter der Gattung der Ebolaviren. Das Virus wird heute gemeinhin Côte d'Ivoire-Ebolavirus genannt. (nös)