RKI-Bericht

Einführung der Masernimpfpflicht - Experten sehen Teilerfolg

Fünf Jahre nach Einführung der Impfpflicht zieht das Robert Koch-Institut eine gemischte Bilanz: Die Impfquoten sind zwar gestiegen, doch sind Teile der Bevölkerung verärgert. Und die gestiegenen Kosten nicht zu vergessen.

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Die Masern-Impfquote ist dem RKI zufolge gestiegen: Der Anteil zweifach geimpfter Kinder im Alter von 24 Monaten stieg von 70 Prozent (2019) auf 77 Prozent (2023). Der Anteil der zweifach geimpften Sechsjährigen stieg von 89 Prozent (2019) auf 92 Prozent (2023).

Die Masern-Impfquote ist dem RKI zufolge gestiegen: Der Anteil zweifach geimpfter Kinder im Alter von 24 Monaten stieg von 70 Prozent (2019) auf 77 Prozent (2023). Der Anteil der zweifach geimpften Sechsjährigen stieg von 89 Prozent (2019) auf 92 Prozent (2023).

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Berlin. Fünf Jahre nach der Einführung einer Impfpflicht gegen Masern bewertet eine Expertenrunde diese als Teilerfolg. Die Impfquote sei trotz der Corona-Pandemie und der Anlaufschwierigkeiten gestiegen, heißt es in einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Gleichzeitig habe die Impfpflicht Kosten verursacht und Teile der Bevölkerung verärgert.

Das RKI berichtet in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin (10/2025) über einen Workshop, an dem im November unter anderem Vertreter von Gesundheitsämtern, Ärztinnen und Ärzte, Kitaleitungen, Forschende und der Deutsche Ethikrat teilnahmen. Ein Fazit: „Um die Erfolgsaussichten der Impfpflicht in den nächsten fünf Jahren zu verbessern, muss noch einiges getan werden.“

Ein paar Prozentpunkte mehr

Seit der Einführung der Masernimpfpflicht im März 2019 ist die Impfquote dem RKI zufolge gestiegen: Der Anteil zweifach geimpfter Kinder im Alter von 24 Monaten stieg von 70 Prozent (2019) auf 77 Prozent (2023). Der Anteil der zweifach geimpften Sechsjährigen stieg von 89 Prozent (2019) auf 92 Prozent (2023). Allerdings seien damit weiterhin Kinder ungeimpft und damit ungeschützt, heißt es in dem Bericht.

Die Masernimpfpflicht wurde eingeführt, nachdem es wiederholt zu Masernausbrüchen gekommen war und andere Maßnahmen die Impfquote nicht erhöht hatten.

Kita- und Schulkinder müssen Masernimpfung nachweisen

Das Masernschutzgesetz legt fest, dass Kinder, die mindestens ein Jahr alt sind und eine Kita oder Schule besuchen, einen Masernschutz nachweisen müssen, entweder durch zwei Impfstoffdosen oder eine labordiagnostisch bestätigte Erkrankung. Andernfalls können die Kinder nicht in die Betreuungseinrichtung aufgenommen werden beziehungsweise drohen bei Schulkindern Bußgelder.

Die Umsetzung war nach Ansicht der Fachleute mit einigen größeren Herausforderungen verbunden. Zum einen sei sie durch die Corona-Pandemie verzögert worden, zum anderen seien Zuständigkeiten unklar gewesen. Manchmal fehlten auch Dokumentenvorlagen oder es gab rechtliche Unsicherheiten, wie aus dem Bericht des RKI über den Workshop hervorgeht.

Gefälligkeitsatteste und Begegnungen mit impfkritischen Eltern hätten zwar Einzelfälle dargestellt, seien in ihrer Bearbeitung aber sehr aufwendig gewesen, erklärten Mitarbeitende von Gesundheitsämtern in Interviews. Impfgegnerinnen und Impfgegner hätten immer neue Wege gefunden, Impfungen zu verzögern oder zu umgehen, etwa in dem sie eine Impfunfähigkeit angaben. Einige Kitas und Schulen schienen auch überfordert zu sein, so der Eindruck.

60 Prozent der Eltern standen Impfpflicht positiv gegenüber

Eltern berichteten in einer Befragung von Verzögerungen. So hätten 2022 etwa ein Drittel der befragten Eltern noch keinen Nachweis über eine Masernimpfung erbringen müssen. Das geht aus der vom RKI durchgeführten Längsschnittstudie zur Evaluation der Impfakzeptanz unter dem Masernschutzgesetz (LEIA) hervor. Während etwa 60 Prozent der Eltern der Impfpflicht positiv gegenüberstanden, habe es in Einzelfällen Ärger darüber gegeben.

Auch hätten sich Hinweise ergeben, dass die Impfpflicht für Masern dazu geführt habe, andere freiwillige Impfungen der Kinder auszulassen - „ein Warnsignal für Public Health“, heißt es im RKI-Bericht. Konkrete Zahlen dazu gab es in dem Bericht nicht.

Lokale geringe Impfquoten weiterhin Problem

Masern sind den Fachleuten zufolge weiterhin ein relevantes Problem. Insbesondere bei lokal geringeren Impfquoten kommt es in Deutschland immer wieder zu Ausbrüchen, so etwa Anfang 2024 in Berlin oder 2023 in Halle. Eine Herdenimmunität von 95 Prozent der Bevölkerung ist laut RKI nötig, um Masern auszurotten.

Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten des Menschen überhaupt. Das Virus löst bei fast allen ungeschützten Menschen Symptome aus. Dazu gehören Fieber, Husten und der typische Hautausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreitet. Komplikationen sind Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen und Gehirnentzündungen, die zu schweren Folgeschäden wie geistigen Behinderungen und Lähmungen führen können. (dpa)

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