Hepatozelluläres Karzinom
Endlich eine Leitlinie zu Leberkrebs
Erstmals gibt es jetzt in Deutschland eine S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom. Entwickelt wurde sie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
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Singuläres hepatozelluläres Karzinom (HCC) im Sonografie-Bild.
© Albertinen-Krankenhaus Hamburg; www.sonographiebilder.de
HANNOVER. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr etwa 7500 Menschen in Deutschland an einem hepatozellulären Karzinom erkranken, wobei zwei- bis dreimal mehr Männer als Frauen betroffen sind.
Tendenz steigend, wahrscheinlich weil die Zahl der Patienten mit Leberzirrhose sowie der Hepatitis-C-Virus-Neuinfektionen in den vergangenen vier Jahrzehnten gestiegen ist.
Wie es in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) heißt, werden etwa sieben von zehn Leberzellkarzinomen erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt, da vor allem im Anfangsstadium der Tumorerkrankung keine typischen Symptome existieren.
So haben Patienten mit einer Leberzirrhose ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines solchen Karzinoms, und eine chronische Hepatitis-B-Virusinfektion erhöht das Risiko auch ohne Zirrhose, ebenso eine nicht-alkoholische Fettleberhepatitis.
Psychoonkologie und Palliation berücksichtigt
Da die Hepatitis-B-Impfung eine HBV-Infektion verhindert und dadurch die Inzidenz des hepatozellulären Karzinoms reduziert, empfiehlt die Leitlinie eine solche Impfung gemäß den Vorgaben der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO).
Außer den ausführlichen Darstellungen der verschiedenen Diagnoseverfahren, der operativen und interventionellen Verfahren sowie der systemischen Behandlungsoptionen enthält die Leitlinie auch Empfehlungen zur supportiven Therapie, zur Palliativtherapie sowie zu psychoonkologischen Fragestellungen.
So heißt es, dass das psychische Befinden sowie die psychische Belastung von Patienten mit Leberkrebs im gesamten Krankheitsverlauf wiederholt ermittelt werden soll.
Mehr als 100 Experten verschiedener Disziplinen aus über 20 Fachgesellschaften und Organisationen haben an der Erarbeitung der Leitlinie mitgewirkt, die durch das Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) betreut und finanziert wurde, wie die DGVS mitteilt.
Der Leitlinienprozess sei administrativ und organisatorisch von der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt worden. Noch in diesem Jahr soll auch eine Patientenleitlinie erscheinen.