Auch Krebsvorstufen relevant
„Familiäres Risiko für Prostatakrebs muss neu definiert werden“
Ein familiäres Risiko für Prostatakrebs ist für einen Mann der stärkste Risikofaktor, selbst an dem Krebs zu erkranken. Entscheidend dafür ist wohl nicht nur ein invasives Karzinom bei einem Blutsverwandten, sondern auch schon eine Krebsvorstufe.
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Prostatakrebs im Modell: Bei Männern ist dies die häufigste Krebsform in Deutschland.
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Heidelberg. Auch wenn bei Verwandten eines Mannes Vorstufen des Prostata-Ca entdeckt wurden, ist das ein Beleg für ein hohes familiäres Risiko, haben Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg herausgefunden. Wie das NCT in einer Mitteilung berichtet, haben die Wissenschaftler in Kooperation mit Kollegen der Universität Lund die Daten von 6,3 Millionen nach 1931 geborenen schwedischen Männern und deren Eltern ausgewertet.
Zwischen 1958 und 2015 waren davon 238 .196 Männer (3,8 Prozent) an einem invasiven Prostatakarzinom und 5756 Männer (0,09 Prozent) an einer der untersuchten Vorstufen von Prostatakrebs erkrankt. Zu den Vorstufen gehörten zum Beispiel atypische mikroazinäre Proliferation (ASAP) oder prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN) (Cancer 2020; online 22. Juli).
Familiäres Risiko verdoppelt Erkrankungsgefahr
Ergebnis: Krebsvorstufen erhöhen das familiäre Risiko für Prostatakrebs ähnlich stark wie ein invasives Prostatakarzinom bei einem Verwandten (dieses ist 2-fach erhöht). In der Mitteilung wird dazu der Studienautor Dr. Mahdi Fallah zitiert: „Unsere Auswertungen dieser weltweit größten Datenbank dieser Art zeigten: Wenn bei Verwandten ersten Grades – also bei Vater oder Bruder – eine Vorstufe von Prostatakrebs auftritt, dann ist dies für Männer mit einem 1,7-fachen Risiko verbunden, selbst an einem invasiven Prostatakarzinom zu erkranken – im Vergleich zu Männern ohne Prostatakrebs oder Krebsvorstufen in der Familiengeschichte“.
Außerdem haben Männer mit einer Vorstufe von Prostatakrebs bei einem Verwandten ersten Grades ein 1,7-faches Risiko, an einem invasiven Prostatakarzinom zu sterben – auch im Vergleich zu Männern, die keine Verwandten mit Vorstufen von Prostatakrebs oder einem Prostatakarzinom haben.
Ein etwas höheres Risiko für Prostatakrebs haben Männer, bei deren Verwandten Vorstufen schon im Alter von unter 60 Jahren entdeckt wurden – im Vergleich zu Männern, bei deren Verwandten Vorstufen in höherem Alter entdeckt wurden.
Neue Erkenntnisse wichtig für die Prävention
„Gibt es in der Familiengeschichte Vorstufen von Prostatakrebs, sind diese Tumorformen also genauso relevant wie invasive Formen von Prostatakrebs bei Verwandten – und zwar sowohl in Bezug auf das Auftreten von Prostatakrebs als auch auf die Sterblichkeit“, erklärt Fallah in der Mitteilung.
„Diese Studienergebnisse haben auch Auswirkungen auf die Prävention – nämlich auf die risikoangepasste Früherkennung von Prostatakrebs“, ergänzt Dr. Elham Kharazmi, Ko-Leiterin der Studie in der Mitteilung. Sie betont: Nicht nur Prostatakrebs, sondern auch Vorstufen davon in der Familiengeschichte sollten in die Beratung familiär belasteter Personen zur Früherkennung und in die Risikoeinschätzung miteinfließen. (eis/eb)