Chirurgen monieren
Fettleibige in Deutschland erhalten zu selten Magen-Op
In Deutschland werden jährlich rund 10.000 adipöse Menschen am Magen operiert. Diese Zahl ist im Vergleich zu anderen europäischen Staaten gering, betonen Chirurgen auf der DGK-Jahrestagung.
Veröffentlicht:
Nach einer Magen-Operation lässt sich ein Patient im Deutschen-Adipositas Zentrum im Klinikum Sachsenhausen in Frankfurt von einem Arzt untersuchen.
© Boris Roessler / dpa
MANNHEIM. In Deutschland legen sich vergleichsweise weit weniger adipöse Menschen unters Messer, um von den Kilos loszukommen als dies Betroffene in anderen europäischen Staaten tun. Das berichten Chirurgen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim.
Jährlich würden hierzulande rund 10.000 Eingriffe wie eine Magenverkleinerung oder ein Magenbypass vorgenommen, heißt es in einer Mitteilung der DGK. In Nachbarländern sei die Zahl dieser Operationen um ein Vielfaches höher.
"In Österreich, der Schweiz, in Frankreich oder Belgien sind es – umgelegt auf die Bevölkerungszahlen – zehn- bis 30mal mehr", berichtet Professor Dieter Birk, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirugie am Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen.
Dass die Adipositas-Chirurgie in Deutschland geringe Fallzahlen aufweist, hat nach Ansicht der Chirurgen mehrere Gründe. So erkenne nur etwa jeder fünfte Betroffene den Ernst der Lage und sei bereit, sich einer Operation zu unterziehen. Zudem verweigerten Krankenkassen oft diese Form der Behandlung, kritisiert Birk.
Übergewicht und Begleiterscheinungen werden reduziert
Rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland sind nach Schätzungen der Chirurgen fettleibig und haben einen Body Mass Index über 40. Oftmals bringen hier herkömmliche Maßnahmen zur Gewichtsabnahme keinen Erfolg.
Für diese Betroffenen sei ein chirurgischer Eingriff eine gute Option, der nachhaltig helfe. Birk betont: "Mit Methoden wie einem Magenbypass oder einer Magenverkleinerung lässt sich eine Reduktion von 60 bis 80 Prozent des Übergewichts erreichen."
Mit den Kilos verschwinden bei vielen Patienten auch die Begleiterkrankungen. "Das Herz-Kreislaufsystem reagiert auf die Entlastung mit deutlichen Verbesserungen", so Birk in der Mitteilung.
Bei bis zu 80 Prozent der Patienten, die vor der Operation weniger als fünf Jahre an Diabetes gelitten hätten, komme es innerhalb der ersten fünf Jahre nach dem Eingriff zu einer vollständigen Remission, berichtet Birk. (ths)