Rheuma-Patienten
Frührente beginnt im Kopf
Ob Rheuma kranke Arbeitnehmer Frührente beantragen oder nicht, hängt primär nicht davon ab, wie stark ihre Gelenkschmerzen sind - viel entscheidender sind psychische Faktoren. Mit einer einfachen Frage lässt sich das Risiko abschätzen.
Veröffentlicht:MADRID. Welche Rheuma-Kranken scheiden früh aus dem Arbeitsleben aus?
Daten dazu hat eine Studie mit 573 berufstätigen Arthritis-Patienten ergeben, die Professor Angela Zink vom Deutschen Rheumaforschungszentrum in Berlin bei der Jahrestagung der Europäischen Rheumaliga (EULAR) in Madrid vorgestellt hat.
Die Teilnehmer waren maximal 63 Jahre alt; zwei Drittel von ihnen erfüllten die EULAR-Kriterien einer Rheumatoiden Arthritis.
In der Studie waren sie zu psychosozialen Faktoren befragt worden. Ein Jahr später befanden sich 2,6 Prozent bereits in Frührente, 2,8 Prozent hatten einen Antrag gestellt, und 6,3 Prozent spielten mit dem Gedanken.
"Dafür, dass wir die Analyse schon nach einem Jahr gemacht hatten, sind das relativ hohe Werte", so Zink.
Depression der stärkste Prädiktor
Mehrere Faktoren korrelierten statistisch signifikant mit einer Frühberentung oder der Absicht, diese zu beantragen.
Dazu gehörten höheres Alter, Komorbiditäten, höhere Krankheitsaktivität und eine moderate bis schwere Depression (evaluiert mit dem Personal Health Questionnaire Depression, PHQ9).
Die multivariate Analyse der gegenseitigen Abhängigkeit einzelner Risikofaktoren brachte ein erstaunliches Ergebnis: "Die Depression war bei Weitem der stärkste Prädiktor für eine Frühberentung", so Zink.
Weder die Krankheitsaktivität noch das Therapieansprechen noch die Art der Berufstätigkeit hingen in der multivariaten Analyse mit der Entscheidung zum Antrag auf Frührente zusammen.
Frage zur mentalen Situation
Für den Alltag haben Zink und ihre Kollegen das prädiktive Potenzial einer einzigen Frage noch einmal gesondert untersucht. Die erste Frage des PHQ9 an den Patienten lautet: Hatten Sie in den letzten zwei Wochen wenig Interesse oder Freude an ihren Tätigkeiten?
Rheuma-Patienten, die angaben, dass das an mehr als der Hälfte der Tage der Fall gewesen war, hatten ein über achtfach erhöhtes Risiko für eine Frühberentung oder die Absicht, diese zu beantragen (statistisch hochsignifikant).
Zink folgert daraus, dass einem Rheuma-Patienten zu Beginn der Erkrankung zumindest diese eine Frage zu seiner mentalen Situation gestellt werden sollte.
So könnten Risikokandidaten für eine Frühberentung identifiziert werden, die dann möglicherweise von einer psychologischen Betreuung profitieren.