RKI
Hepatitis C wird zum Männer-Problem
In Deutschland sind 2013 wieder mehr Menschen registriert worden, die sich neu mit Hepatitis C infiziert haben. Bei der Inzidenz gibt es aber regionale Unterschiede, wie das RKI berichtet.
Veröffentlicht:BERLIN. Weltweit sind nach Schätzungen der WHO 130 bis 150 Millionen Menschen chronisch mit Hepatitis C infiziert. Die regionalen Unterschiede sind allerdings enorm.
Deutschland gehört mit 0,3 Prozent zu den Niedrigprävalenz-Regionen der Hepatitis C. Doch man muss von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgehen.
Während die Inzidenzrate in den Jahren 2004 bis 2011 hierzulande einen Trend nach unten zeigte, ist sie derzeit relativ stabil, meldet das Robert Koch-Institut (RKI) zur Entwicklung der Hepatitis C in Deutschland (Epi Bull 2014; 13).
Den leichten Anstieg bei den Erstdiagnosen im Jahr 2013 auf 5156 im Vergleich zu 5006 Meldungen im Vorjahr erklären die RKI-Experten damit, dass seit der Zulassung neuer Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C möglicherweise mehr diagnostische Tests durchgeführt würden.
Überdurchschnittlich viele Erstdiagnosen wurden 2013 in Hessen, Hamburg, Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Berlin gestellt. Die Inzidenzspanne innerhalb der einzelnen Bundesländer reicht von 2,7/100.000 Einwohner (EW) in Brandenburg bis 14,8/100.000 EW in Berlin.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Jungen beziehungsweise Männer wie Mädchen beziehungsweise Frauen positiv getestet. Die meisten männlichen Neupatienten waren zwischen 30 und 39 Jahre alt, während bei den Frauen ein Häufigkeitsgipfel in der Gruppe der 25- bis 29-Jährigen gemeldet wurde.
Trotz aller Erfolge muss im kommenden Jahrzehnt nach Einschätzung des RKI mit einer deutlichen Zunahme an Hepatitis-C-bedingten Folgeschäden wie Leberzirrhose oder Leberkarzinom gerechnet werden.
Immerhin 27 Prozent aller Fälle von Leberzirrhose und 25 Prozent aller Fälle des hepatozellulären Karzinoms werden weltweit auf eine Hepatitis C zurückgeführt.
Therapievielfalt wird breiter
Vor dem Hintergrund neuer, hocheffektiver und nebenwirkungsarmer Therapieoptionen empfehlen internationale und nationale Fachgesellschaften die Triple-Therapie aus PEG-Interferon, Ribavirin und den Proteaseinhibitoren Boceprevir beziehungsweise Telaprevir nicht mehr als Standardtherapie. Vielmehr werden die Therapien je nach HCV-Genotyp individueller.
Zur Kombitherapie für die HCV-Genotypen 1 und 4 etwa wurde nun auch Simeprevir zugelassen. Der nukleotidische Polymeraseinhibitor Sofosbuvir kann bei allen HCV-Genotypen zum Einsatz kommen. Die RKI-Experten gehen davon aus, dass mit den neuen Optionen fast 90 Prozent der Patienten geheilt werden können.
Damit sind die erfreulichen Entwicklungen bei der Hepatitis-C-Therapie aber noch nicht am Ende: Kurz vor der Zulassung oder in der Phase III befinden sich weitere Proteaseinhibitoren wie Faldaprevir, Daclatasvir, Ledipasvir und Ombitasvir für die Kombinationstherapie.
Mehrere Institutionen haben im Jahr 2013 Vorschläge für Präventionsmaßnahmen erarbeitet. Ziel ist es, sowohl Neuinfektionen zu verhindern als auch bereits Infizierte vermehrt zu erkennen und zu behandeln.
Da Drogenabhängige mit I.v.-Drogenkonsum die größte Gruppe (87 Prozent) bei den Hepatitis-C-Erstdiagnosen darstellen, gehen besondere Präventionsbemühungen in diese Richtung.
Außerdem sollen HIV-positive homosexuelle Männer verstärkt auf das Risiko einer HCV-Übertragung aufmerksam gemacht werden, da eine Infektion durch verletzungsträchtige Sexualpraktiken unter Männern mit 7,5 Prozent an zweiter Stelle der nachvollziehbaren Ursachen rangiert.
Gleichzeitig stellt das RKI fest, dass "die Umsetzung von Screening-Empfehlungen in vulnerablen Gruppen mit erhöhter Prävalenz wie Migranten aus Hochprävalenzländern, Drogengebrauchern und Haftinsassen", die bereits im Jahresbericht 2013 aufgeführt wurden, noch unzureichend sei.