Robert-Koch-Institut
Hochsicherheitslabor geht in Berlin in Betrieb
Im neuen Hochsicherheitslabor am Robert-Koch-Institut (RKI) können lebensbedrohliche, hochansteckende Erreger diagnostiziert und erforscht werden. Am 31. Juli geht das Labor mit der höchsten Schutzstufe 4 (S4) in Berlin in Betrieb.
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Im S4-Labor des RKI: Entnahme von infizierten Zellen aus dem Brutschrank.
© RKI
BERLIN. Im humanmedizinischen Bereich ist das Robert-Koch-Institut (RKI) das einzige Bundesinstitut mit einem S4-Labor, teilt das RKI per Pressemitteilung mit. In dem neuen Hochsicherheitslabor können Erreger der höchsten Risikogruppe 4 untersucht werden. Dazu zählen etwa Ebola-, Marburg-, Lassa-, Nipah- und auch die in Europa vorkommenden Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber-Viren. Auch neuartige, bislang unbekannte Erreger, zum Beispiel das SARS-Virus im Jahr 2003, könnten vorsichtshalber in einem Labor der höchsten Schutzstufe bearbeitet werden. Ähnliche S4-Labore für Erreger, die für den Menschen gefährlich sind, gibt es in Hamburg und Marburg. Ein S4-Labor für die Veterinärmedizin gibt es auf der Insel Riems.
Arbeiten im S4-Labor
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"Damit können wir solche Erreger besser bekämpfen und auch Grundlagen zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe schaffen", so Professor Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. "Das neue Labor stärkt auch den Forschungsstandort Berlin und ist mit der Nachbarschaft zur Sonderisolierstation des Charité-Campus Virchow-Klinikum zudem ideal gelegen", unterstreicht Wieler.
Völlig luftdichte Einheit
Einzelne Fälle von Erkrankungen mit hochpathogenen Erregern könnten auch nach Deutschland importiert werden. Um über Quarantäne- und Behandlungsmöglichkeiten zu entscheiden, müsse der jeweilige Erreger schnell und zuverlässig diagnostiziert werden. Ein Teil der Diagnostik könne nur in einem S4-Labor erfolgen. Vom Hochsicherheitslabor im RKI würden daher auch die Patienten des benachbarten Charité Campus Virchow-Klinikum profitieren.
Das S4-Labor am RKI-Standort Seestraße im Berliner Wedding ist eine vom restlichen Gebäude völlig getrennte luftdichte Einheit mit eigener Strom-, Wasser- und Luftversorgung. Mehrstufige Sicherheitssysteme sollen verhindern, dass Viren nach außen gelangen.
International anerkannt
Die Expertise des Robert Koch-Instituts im Umgang mit hochpathogenen Erregern ist international gefragt. RKI-Mitarbeiter waren in den vergangenen Jahren zunehmend in mobilen Laboratorien in Ausbruchsgebieten tätig oder haben Laborkapazitäten in angrenzenden Regionen gestärkt.
2016 wurde das RKI zum WHO-Kooperationszentrum für neu auftretende Infektionen und biologische Gefahren ernannt.
Das Hochsicherheitslabor ist Teil eines neuen Büro- und Laborgebäudes am RKI-Standort Seestraße, das 2015 von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeweiht wurde. Anschließend durchlief das Labor eine Testphase und einen anschließenden Probebetrieb, in denen die technischen Systeme überprüft und Arbeitsabläufe, Wartungs- und Notfallprozesse trainiert wurden.