Leitlinien-Synopse
IQWiG sieht Aktualisierungsbedarf beim DMP COPD
Für das DMP COPD zeigt sich konkreter Aktualisierungsbedarf für je einen Aspekt der Langzeit-Sauerstofftherapie und für das Patienten-Monitoring. Zu diesem Ergebnis kommt das IQWiG in seinem Abschlussbericht zur Leitlinien-Recherche.
Veröffentlicht:
Beim DMP COPD gibt es laut IQWiG einigen Aktualisierungsbedarf, und zwar auch was die Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) betrifft.
© toa555 / stock.adobe.com
Köln. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) aktuelle evidenzbasierte Leitlinien zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) recherchiert, deren Empfehlungen zusammengefasst und den Aktualisierungsbedarf für das Disease-Management-Programm (DMP) COPD überprüft.
Demnach zeigt sich konkreter Aktualisierungsbedarf für je einen Aspekt der Langzeit-Sauerstofftherapie und für das Patienten-Monitoring, das bisher im DMP noch nicht als eigenständiger Versorgungsaspekt beschrieben war. Darüber hinaus sind weitere Versorgungsaspekte wie Diagnostik, operative Verfahren, medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlung potenziell aktualisierungsbedürftig. Zu diesem Ergebnis kommt das IQWiG in seinem Abschlussbericht.
Internationale Leitlinien bieten aktuelle Versorgungsansätze
Insgesamt 15 aktuelle internationale Leitlinien liefern Empfehlungen, die noch nicht in der Richtlinie des GBA für das DMP COPD (DMP-A-RL) abgebildet sind, wie das Kölner Institut jetzt mitteilte. Nach dem IQWiG-Vorbericht seien durch die Nachrecherche zwei neue Leitlinien hinzugekommen und vier weitere konnten in aktualisierter Version in der abschließenden Bewertung berücksichtigt werden.
Da die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD zurzeit überarbeitet wird und etwa Mitte 2020 in neuer Version veröffentlicht werden soll, ist sie im Abschlussbericht noch nicht berücksichtigt. Andere deutsche Leitlinien zur COPD erfüllten nicht die Einschlusskriterien für die Leitlinienrecherche des IQWiG.
470 Empfehlungen aus 15 internationalen Leitlinien berücksichtigt
Aus den internationalen Leitlinien haben die Wissenschaftler des IQWiG rund 470 Empfehlungen analysiert, die zu insgesamt 65 Kernaussagen zusammengefasst wurden. Aus zwei Kernaussagen ergebe sich nun ein konkreter Aktualisierungsbedarf, so das Institut: So wird empfohlen, die intermittierende Sauerstofftherapie grundsätzlich nicht bei Patienten nach körperlicher Anstrengung einzusetzen. Und es gibt konkrete Vorschläge fürs Umsetzen der Verlaufskontrollen bei Patienten.
Das Tele-Monitoring erscheint – nicht nur aus aktuellem Anlass der Corona-Pandemie – als eine aussichtsreiche Option für die Zukunft, heißt es weiter in der Mitteilung. Allerdings sei sein Einsatz in einem DMP COPD wegen der vielfältigen organisatorischen, technischen und rechtlichen Schwierigkeiten und der unklaren Evidenz in den Leitlinienempfehlungen noch zu überprüfen.
17 Kernaussagen zeigen potenziellen Aktualisierungsbedarf
Allein beim Versorgungsaspekt der Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) sind nach der Bewertung des IQWiG sieben Themen potenziell aktualisierungsbedürftig. Allerdings ließen sich manche Aussagen der internationalen Leitlinien zur LOT nicht ohne Weiteres auf das deutsche Gesundheitssystem anwenden, weil hierzulande das Vorgehen, beispielsweise bei der Begutachtung vor Therapiebeginn (Risikobewertung) oder beim Einstellen von Sauerstoffflussraten im häuslichen Bereich, anders gehandhabt werde.
Auch die Empfehlungen zur medikamentösen Bedarfstherapie seien, so das Institut, umfangreicher als in der DMP-A-RL beschrieben, insbesondere hinsichtlich des Vorgehens bei Exazerbationen und Atemwegsinfekten: Einige der Leitlinien empfehlen eine prophylaktische Antibiose zur Prävention wiederholter Exazerbationen bei mittelschwerer und schwerer COPD. Eine solche Prophylaxe, insbesondere mit Makroliden sei in Deutschland bisher aber nur im Off-Label-Use möglich, so das IQWiG.
Entlass-Management: Kooperation in der häuslichen Versorgung?
Potenzieller Aktualisierungsbedarf zeigt sich laut Abschlussbericht des Instituts auch beim Entlass-Management: In den internationalen Leitlinien werden wichtige Betreuungsaufgaben an mobile und multidisziplinäre Teams der Primärversorgung adressiert.
Diese Form der Versorgung sei in Deutschland aber noch weitgehend unüblich, konstatiert das IQWiG. So empfehle eine britische Leitlinie ein „Hospital-at-Home-Schema“ (HaH) als Versorgungsform für schwer kranke COPD-Patientinnen und -Patienten während oder kurz nach einer akuten Verschlechterung des Gesundheitszustands (Exazerbation).
Ein ambulantes multidisziplinäres Versorgungsteam aus einem Krankenhaus sollte solche Personen mit COPD in ihrer häuslichen Umgebung versorgen. Zu überprüfen ist demnach, so das Institut, ob und wie sich solche Versorgungsansätze auch in Deutschland für bestimmte Patientengruppen etablieren lassen. (eb/ikr)
Mehr Infos zum Abschlussbericht finden Sie hier auf der Website des IQWiG