HPV
Impfung hilft auch bereits infizierten Frauen
Eine HPV-Impfung zum Schutz vor Zervixkrebs ist auch bei bereits infizierten Frauen sinnvoll. Darauf weist ein Experte hin.
Veröffentlicht:WIESBADEN. Im Jahre 1971 war das Zervixkarzinom das häufigste Karzinom der Frau in Deutschland. Heute ist es laut Erhebungen des Robert Koch-Instituts (RKI) auf Platz 12.
Ursächlich für den Rückgang sei eine verbesserte Genitalhygiene und das 1971 eingeführte gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm mittels zytologischen Abstrichs, sagte Professor Annette Hasenburg vom Uniklinikum Freiburg beim Praxis Update 2015 in Wiesbaden.
Die Reduktion der Inzidenz habe in den vergangenen zehn Jahren aber noch nicht zur Reduktion der Mortalität und Morbidität geführt. "Wir sollten daher gegen HPV impfen, um die Inzidenz des Zervixkarzinoms weiter zu senken", appellierte die Gynäkologin an ihre Kollegen.
Denn inzwischen sei klar: Über 95 Prozent aller Zervixkarzinome entstehen als Folge einer chronischen Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) vom Hochrisiko-Typ.
Seit 2007 empfiehlt die ständige Impfkommission am RKI (STIKO) die HPV-Impfung aller Mädchen und ab dem 9. Lebensjahr - und halten die Impfung auch bei Jungen für sinnvoll.
Werde bis zum 14. Lebensjahr geimpft, genügen nach neuen Erkenntnissen zwei Impfdosen, ab dem 15. Lebensjahr seien hingegen drei Impfdosen erforderlich, berichtete Hasenburg. Der Grund: Bei früher Impfung werden höhere Antikörpertiter gebildet.
STIKO: Impfung vor erstem Geschlechtsverkehr
Die HPV-Impfung sollte noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein, rät die STIKO.
Denn: Ergebnisse der Studien zur prophylaktischen HPV-Vakzine zeigen, dass die Impfung keinen Einfluss auf bereits bestehende HPV-Infektionen hat, heißt es in der aktuellen S3-Leitlinie zur Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien.
Inzwischen gehe man aber davon aus, dass die HPV-Impfung auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr und selbst bei Erkrankten, etwa bei Frauen mit hochgradiger Zervix-Dysplasie, noch sinnvoll ist, so Hasenburg.
Denn: HPV-Infektionen treten bei Frauen vor dem 30. Lebensjahr zwar deutlich häufiger auf als bei älteren Frauen, heilen aber meist spontan ohne onkogenes Potenzial wieder ab.
Daher sei auch kein HPV-Test notwendig, bevor bei einem jungen Mädchen nach dem ersten Geschlechtsverkehr eine HPV-Impfung vorgenommen werde.
Auch den Ausschluss einer persistierenden HPV-Infektion vor der Impfung halten die Autoren der S3-Leitlinie nicht für notwendig.
Ihre Begründung: "Persistierende HPV-Infektionen sind überwiegend Einzelinfektionen, so dass in den meisten Fällen ein Schutz gegen weitere Impftypen gegeben bleibt.
Impfung über neun Jahre wirksam
Nur in einem von 10.000 Fällen dürfte eine gleichzeitige Infektion mit vier HPV-Typen vorliegen. Und bei der durch die Kreuzprotektion gegebenen Abdeckung von weiteren HPV-Typen wird eine völlige Unwirksamkeit der Impfung durch persistierende Infektionen noch unwahrscheinlicher."
Angesichts der derzeitigen Datenlage appellierte Hasenburg beim Praxis Update an die anwesenden Kollegen: "Wenn Sie junge Frauen oder Mütter von jungen Mädchen und Jungen in ihrer Praxis haben, dann fragen Sie doch mal nach der HPV-Impfung. Die Impfung ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand mindestens neun Jahre lang wirksam und sie ist insgesamt gut verträglich."