Blase

Infektionsherd Dauerkatheter

Viele Patienten im Pflegeheim oder Krankenhaus, die einen Blasenkatheter haben, brauchen diesen nicht, findet ein Urologe. Er warnt: Dauerkatheter verursachen Infektionen - und können das Krebsrisiko erhöhen.

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MÜNCHEN. Auf 15 bis 25 Prozent der langzeitig stationär Behandelten und 5 bis 10 Prozent der in Pflegeheimen Betreuten schätzt Florian Wagenlehner den Anteil der Patienten, die einer langfristigen Harnableitung mit einem Blasenkatheter bedürfen.

Wie der Gießener Urologe beim Kongress der European Association of Urology berichtet hat, ist den behandelnden Ärzten oft gar nicht bekannt, dass ihre Patienten einen Dauerkatheter liegen haben. Und die Indikationen seien häufig nicht angemessen, zumal in Krankenhäusern.

Die Nachteile der katheterunterstützten Harnableitung sind bekannt: blockierte Harnableitung, Fisteln, Stenosen, Strikturen und natürlich katheterassoziierte Harnwegsinfektionen bis hin zur Urosepsis können die Folge sein.

Über lange Zeit - das heißt hier: fünf bis zehn Jahre - liegende Katheter erhöhen auch das Blasenkrebsrisiko.

Auch spezifische Beschichtung verhindert keine Infektionen

Praktisch alle katheterisierten Patienten entwickeln auf die Dauer eine symptomatische bakterielle Infektion; bereits zwei bis drei Tage nach Einlage eines Katheters kommt es zu einer signifikanten Bakteriurie. Die Infektionswege verlaufen intra- und extraluminal.

In 35 Prozent der Fälle handelt es sich bei den besiedelnden Keimen um endogene, in 40 Prozent um exogene Keime, bei den übrigen ist die Herkunft unbekannt.

Als Risiken gelten höheres Alter, längere Liegedauer des Katheters, weibliches Geschlecht und geschwächte Immunabwehr. Probleme bereitet besonders die Bildung von Biofilmen.

In solchen Biofilmen sind die Keime der körpereigenen Abwehr entzogen, und auch antimikrobiell wirkende Substanzen können ihnen wenig anhaben.

Viel ist deshalb versucht worden, der Infektionsgefahr durch spezifische Beschichtung der Blasenkatheter Herr zu werden - durch die Bank vergeblich.

Ob Silberlegierung oder Nitrofural - es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede mit Blick auf das Auftreten symptomatischer Harnwegsinfektionen. Insgesamt könne den beschichteten Kathetern in dieser Hinsicht kein präventiver Nutzen zugeschrieben werden, so Wagenlehner.

Nur auf Anordnung von Ärzten

Er empfiehlt, präventiv zunächst einmal die Indikation zur Katheterisierung sorgfältig zu stellen - Kontinenzmanagement beispielsweise sei keine Indikation für das Legen eines Dauerkatheters. Behandelnde Ärzte müssten die Katheter anordnen und wissen, welche Patienten wie lange schon einen Katheter liegen hätten.

Nützlich seien bildgebende Untersuchungen der Harnblase, um die Restharnmengen zu bestimmen. Blasenkatheter sollten so früh wie möglich gezogen werden; eine Hilfe dabei seien automatisierte Erinnerungssysteme.

Wer nach all dem glaubt, mit suprapubischer Katheterisierung die Schwierigkeiten umgehen zu können, irrt: Harnwegsinfektionen sind laut den von Wagenlehner vorgelegten Daten mit solchen Kathetern auch nicht seltener als mit über die Harnröhre geschobenen Ableitungen. (rb)

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