Immuntherapie
Ist eine Erdnussallergie bald heilbar?
Einem Team aus Melbourne ist es bei Kindern gelungen, eine Erdnussallergie mittels Immuntherapie zu heilen. Dafür nutzten sie u. a. die Wirkung von Milchsäurebakterien.
Veröffentlicht:MELBOURNE. Australische Forscher haben bewiesen, dass eine Hyposensibilisierung bei Erdnussallergien wohl langfristig funktioniert – zumindest im kleinen Rahmen. Ein Team am Murdoch Childrens Research Institute (MCRI) in Melbourne hat 18 Monate lang Kinder mit Erdnussproteinen und Milchsäurebakterien behandelt – "probiotic and peanut oral immunotherapy" (PPOIT) heißt dieser Therapieansatz (Erfolgsquote: 80 Prozent nach dem Zeitraum). Nach vier Jahren führten sie nun eine Folgestudie durch, um den Langzeiteffekt zu messen. Diese veröffentlichten sie im Magazin "The Lancet Child & Adolescent Health" (doi: 10.1016/S2352-4642(17)30041-X).
Die Versuchsteilnehmer wurden vier Jahre lang nach der PPOIT-Behandlung mit einem strukturierten Fragebogen analysiert. Gleichzeitig wurden bei Probanden ihre slgE- sowie slgG4-Werte gemessen und ihre Reaktion auf Erdnüsse mittels Pricktest untersucht.
Drei Viertel allergiefrei
Ergebnis: 16 von 24 therapierten Kinder – also 67 Prozent – waren noch allergiefrei nach vier Jahren. Bei der Placebo-Kontrollgruppe war dies nur eines von 24 Kindern. Einen anaphylaktischen Schock hatte keiner der Teilnehmer erlebt. Ihre Studie sei "der größte Beweis, dass Erdnussallergien heilbar sein könnten", so Prof. Mimi Tang vom MCRI.
Die Wissenschaftler kombinierten die Erdnussbestandteile mit Milchsäurebakterien vom Typ Lactobacillus rhamnosus, da dieser die Darmflora unterstütze und Immunzellen aktiviere. Die aufgenommene tägliche Bakterienmenge war hoch dosiert: Sie entsprach dem Inhalt von circa 20 Joghurtportionen pro Tag. Die Menge an Erdnussproteinen steigerten die Forscher sukzessive.
Wie wirken die Bakterien?
Als nächstes beabsichtigt das Team, die Wirksamkeit der Therapie bei einer größeren Gruppe zu testen. Zusätzlich wollen die Australier herausfinden, ob die zusätzlich Gabe von Milchsäurebakterien tatsächlich einen Zusatznutzen hat.