Antibiotika-Therapie
Keime in eine "evolutionäre Sackgasse" treiben
KIEL. Forscher konnten belegen, dass bei Pseudomonas aeruginosa die Evolution von Resistenz gegen bestimmte Antibiotika gleichzeitig zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber anderen Wirkstoffen führt, teilt die Uni Kiel mit. Dieses Konzept der "kollateralen Sensitivität" eröffne neue Perspektiven in der Bekämpfung multiresistenter Krankheitserreger.
Die Wissenschaftler führten im Labor ein Evolutionsexperiment durch (Mol Biol Evol 2017; online 23. Mai). Pseudomonas aeruginosa wurde in 12-stündigen Intervallen immer höheren Dosierungen von acht verschiedenen Antibiotika ausgesetzt. Als Konsequenz entwickelte das Bakterium jeweils eine Resistenz gegenüber den verschiedenen Wirkstoffen. Im nächsten Schritt testeten die Forscher, wie sich die resistenten Erreger gegenüber anderen Wirkstoffen verhielten, mit denen sie bis dahin nicht in Kontakt gekommen waren. So konnten sie feststellen, welche Resistenzbildungen zugleich eine Empfindlichkeit gegen einen anderen Wirkstoff mit sich brachten.
Als besonders effektiv stellte sich die Kombination von Antibiotika heraus, die unterschiedliche Wirkmechanismen aufweisen – insbesondere aus den Klassen der Aminoglykoside und Penicilline. Weitere Untersuchung ergaben, dass drei spezifische Gene des Bakteriums dafür sorgten, dass es zugleich resistent und anfällig wird, so die Uni Kiel. "Durch den kombinierten oder abwechselnden Einsatz von Antibiotika mit wechselseitigen Sensitivitäten lassen sich die Keime potenziell in eine evolutionäre Sackgasse treiben: Sobald sie gegen das eine resistent werden, sind sie empfindlich gegen das andere und umgekehrt", wird Studienleiter Professor Hinrich Schulenburg in der Mitteilung zitiert. Eine gezielte Kombination der noch wirksamen Antibiotika könnte zumindest für eine Atempause im Kampf gegen die sehr problematischen Resistenzbildungen sorgen, so Schulenburg.(eb)