Kommentar

Keuchhusten-Impfstrategie gescheitert

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Die Pertussis-Impfung von Erwachsenen in Deutschland fristet ein Schattendasein. Zu schwer ist es offenbar, den Menschen den Sinn der Prophylaxe nahezubringen.

Denn der Schutz zielt vor allem auch auf eine gute Herdenimmunität, um Säuglinge vor lebensbedrohlichen Infektionen im ersten Lebensjahr zu bewahren.

Zahlen einer repräsentativen Telefon-Umfrage der Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell" (GEDA) aus dem Jahr 2010/11 sprechen eine klare Sprache: Nur 22 Prozent der Haushaltskontakte von Säuglingen hatten darin den dringenden Rat zur Pertussis-Impfung befolgt, um ihre Kinder zu schützen.

Von den gebärfähigen Frauen insgesamt hatten sich nur 14 Prozent gegen Pertussis impfen lassen. Und die seit 2009 empfohlene einmalige Auffrischimpfung gegen Pertussis für alle Erwachsenen hatten nur 7,6 Prozent der Befragten. Damit ist die Pertussis-Impfstrategie deutlich gescheitert. Maßnahmen zur Verbesserung werden aber nicht ergriffen.

Nur wenige Erwachsene bei uns wissen offenbar, dass ihnen die Keuchhusten-Impfung überhaupt empfohlen wird. Besonders niedergelassene Ärzte müssen hier Aufklärung leisten. Die guten Schutzraten bei Tetanus zeigen: Insgesamt ist die Impfbereitschaft der Deutschen viel besser als ihr Ruf.

Lesen Sie dazu auch: Keuchhusten-Impfung: Schutzwirkung verpufft mit den Jahren

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Kommentar zum Pneumo-Impfstoffregress

Die (späte) Einsicht der Krankenkassen

Sie fragen – Experten antworten

Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll bei einem immunsupprimierten über 60-Jährigen?

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 20.05.201511:21 Uhr

Pertussis-Impfung bei Erwachsenen jetzt!

"Nur 11,8% der Frauen und 9,4% der Männer in Westdeutschland haben innerhalb der letzten 10 Jahre eine Impfung gegen Pertussis erhalten". Die Zahlen in den Neuen Bundesländern sind deutlich besser.
http://edoc.rki.de/oa/articles/reb7vPK7TXrvs/PDF/28zSzwwnYZBs.pdfn

Höchste Zeit, die seit 2009 bestehende STIKO-Empfehlung umzusetzen und mit DPT-Pertussis oder DT-Pertussis (z. B. Boostrix®, COVAXiS® oder Repevax®, Boostrix®-Polio) Erwachsene alle 10 Jahre aufzufrischen. Dies dient auch als Kokon-Strategie zum Schutz von Impfmüden, Impfverweigerern und Menschen mit endogener/exogener Immunsuppression.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung