Sprechstunde per Internet
Kinder mit Asthma auch virtuell gut versorgt
Eine Internet-Sprechstunde für Kinder mit Asthma mindert die Qualität der Versorgung offenbar nicht, wie aus einer niederländischen Studie hervorgeht. Die Zahl der persönlichen Vorstellungstermine konnte dadurch halbiert werden.
Veröffentlicht:NIJMEGEN. Die Arzt-Patienten-Kommunikation über das Internet bietet vor allem bei chronischen Erkrankungen viele Chancen. Kritiker befürchten allerdings, dass die Versorgungsqualität darunter leiden könnte. Ob sich eine virtuelle Sprechstunde bei der Versorgung von Kindern mit Asthma bewährt, wollten Forscher um Lara S. van den Wijngaart vom Uniklinikum Nijmegen herausfinden (Eur Respir J 2017 50: 1700471).
In ihre prospektiven randomisiert- kontrollierten Studie bezogen sie Kinder mit gesichertem mittelschwerem Asthma ein, die in vier Krankenhäusern und 40 ambulanten Zentren für die Asthmatherapie in den gesamten Niederlanden betreut waren, berichtet die "Pneumo News" (2017; 9: 22-23). Kinder mit Intensivstationsaufenthalt in den vorangegangenen fünf Jahren sowie schwierig zu behandelndem Asthma wurden ausgeschlossen.
Webbasiertes Portal mit Chatroom
Die Forscher richteten ein webbasiertes Portal mit Chatroom und einem Forum für die Eltern ein, in dem Fragen gestellt, Informationen ausgetauscht, die Daten der Selbstkontrolle an die behandelnden Ärzte geschickt und mit dem Asthma-Management-Team kommuniziert werden konnte. Vor Beginn der Studie erhielten alle Kinder und ihre Eltern noch einmal persönliche standardisierte Informationen über Inhalationstechnik, Anwendung der Reservemedikation und Einsatz eines Spacers.
Außerdem wurde bei allen Kindern zu Beginn der Studie, nach acht und nach 16 Monaten eine Spirometrie durchgeführt und die Stickoxid-Konzentration in der Atemluft zu bestimmt (Fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid, FENO). Die persönliche Vorstellung in der Kontrollgruppe erfolgte alle vier Monate in der entsprechenden Ambulanz.
Bei Kindern der Studiengruppe wurden diese Kontrolltermine auf alle acht Monate ausgedünnt. Zwischen diesen Besuchen sollten die Eltern jeden Monat eine digitale Version des (C)ACT (Childhood Asthma Control Test) ausfüllen und elektronisch an die Ambulanz übermitteln. Primärer Endpunkt war die Zahl der beschwerdefreien Tage in den letzten vier Wochen der Studie. Als sekundäre Endpunkte wählten die Forscher die Kontrolle des Asthmas, FEV1, FENO, akute Exazerbationen mit der Notwendigkeit systemischer Steroide, nicht geplante Besuche in der Ambulanz, Aufnahmen ins Krankenhaus und die tägliche Dosis inhalativer Kortikoide.
Insgesamt konnten 210 Kinder in die Studie aufgenommen werden, von denen jeweils 105 einer der beiden Behandlungsgruppen zugeteilt wurden. Nach 16 Monaten schnitten die virtuell betreuten Kinder nicht nur genauso gut, sondern sogar etwas besser ab als die der Kontrollgruppe, heißt es weiter in der "Pneumo News". Die Zahl der beschwerdefreien Tage nahm in der virtuell betreuten Gruppe um durchschnittlich 1,23 Tage statistisch signifikant zu. Dieses Ergebnis sei in der Praxis allerdings nicht relevant. Entscheidender sei der Umstand, dass dies mit einem nur halb so großen Betreuungsaufwand erzielt wurde, zumindest was persönliche Vorstellungstermine angeht. Bezüglich aller anderen Kontroll- und Therapieparameter zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen.
"Deutschland hinkt hinterher"
"Am Beispiel des Asthma bronchiale bei Kindern, für die Vorstellungstermine beim Arzt mit noch mehr Problemen behaftet sind als bei Erwachsenen, wurde nun gezeigt, dass man ohne Qualitätsverlust bei der Behandlung mit deutlich weniger Arztbesuchen auskommen kann", kommentiert Professor Hermann S. Füeßl die Studie in der "Pneumo News".
Es handele sich um die erste Studie, die ergeben habe, dass eHealth-Interventionen beim Asthma in der täglichen Praxis die routinemäßigen persönlichen Vorstellungen in der Praxis oder Ambulanz ohne Qualitätsverlust der Betreuung ersetzen können. Sie sei allerdings auch deshalb möglich, weil in den Niederlanden bereits 2014 über 96 Prozent der Haushalte einen Internetanschluss hatten. "Diesbezüglich hinkt Deutschland noch hinterher", so der Münchner Internist. Die Sorge von Kritikern der virtuellen Medizin, wonach sich die Behandlungsqualität verschlechtern würde, habe sich in der Studie nicht bestätigt. (eb)