USA
Krebsscreening für Raucher in Sicht
In den USA haben starke Raucher wohl bald Anspruch auf regelmäßiges CT-Lungenkrebs-Screening. Ein Experten-Panel spricht sich für das Verfahren aus.
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Lungenkrebsscreening mit Niedrig-Dosis-Spiral-CT? Bei langjährigen starken Rauchern wird eine Empfehlung in den USA erwogen.
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ROCKVILLE. Es ist vermutlich eine wichtige Vorentscheidung, die eine langjährige Diskussion beenden dürfte: Die U.S. Preventive Services Task Force (USPSTF) rät zum Lungenkrebs-Screening bei Rauchern mit hohem Krebsrisiko.
In einem Entwurf wurde eine Grad-B-Empfehlung ausgesprochen. Der Entwurf kann jetzt diskutiert und kommentiert werden, anschließend wird eine verbindliche Empfehlung erwartet.
Kommt es zu keinen Änderungen, dann dürfte das Screening bald in den Leistungskatalog der US-Versicherungen aufgenommen werden, denn Grad A- und B-Empfehlungen der USPSTF sind für die Versicherungen verbindlich.
Nach dem Entwurf ist das Screening für Raucher im Alter von 55 bis 79 Jahren vorgesehen, die im Schnitt 30 Jahre täglich eine Packung geraucht oder eine vergleichbare Dosis inhaliert haben. Sie dürfen sich auf eine jährliche Untersuchung mit Niedrig-Dosis-Spiral-CT freuen - zumindest dann, wenn sie versichert sind.
Ob das Screening den Rauchern tatsächlich Grund zur Freude gibt, darf allerdings bezweifelt werden. Mit dem Spiral-CT kommt es nämlich oft zu falsch positiven Befunden, die nicht nur unnötig Angst und Schrecken verbreiten, sondern mit Folgeuntersuchungen wie Biopsien oder PET die Kosten in die Höhe treiben.
Deshalb hatte sich die US-Präventions-Task-Force in der Vergangenheit zurückgehalten und dem CT-Screening stets schlechte Noten gegeben.NLST-Studie brachte Sinneswandel
Gesamtsterberate konnte um 7 Prozent reduziert werden
Den Hauptgrund für den Kurswechsel hat jedoch die Studie NLST (National Lung Screening Trial) bereits vor zwei Jahren geliefert: Bei einem regelmäßigen Screening mit Niedrig-Dosis-Spiral-CT starben in der Studie etwa 20 Prozent weniger Raucher als mit der Brust-Radiografie.
Die Gesamtsterberate konnte immerhin um 7 Prozent reduziert werden. Die Studie wurde daher vorzeitig beendet. Nach diesen Zahlen müssen 320 starke Raucher im Alter über 55 Jahre regelmäßig untersucht werden, um einen Lungenkrebs-Todesfall zu verhindern.
Die Zahlen für das Brustkrebsscreening bei älteren Frauen liegen ähnlich hoch, bei Frauen unter 50 Jahren müssen dagegen knapp 2000 gescreent werden, damit es eine Brustkrebstote weniger gibt, und auch beim Darmkrebs sind etwa 900 Personen regelmäßig einer Koloskopie zu unterziehen, um ein tödliches Kolorektalkarzinom zu vermeiden. Screening auf Lungentumoren scheint also vergleichsweise effektiv zu sein.Hohe Rate falsch positiver Befunde
In einer vor Kurzem veröffentlichten Auswertung der ersten Screening-Runde der NLST-Studie kam es jedoch bei 27 Prozent der untersuchten Hochrisikoraucher zu einem positiven CT-Befund, dieser war jedoch bei 96,2 Prozent falsch positiv.
Nur 3,8 Prozent derjenigen mit positivem CT-Befund hatten folglich tatsächlich einen Tumor (wir berichteten). Dafür war die Sensitivität ganz gut: Von knapp über 19.000 Rauchern mit negativem Ergebnis hatten nur 18 einen Tumor (0,094 Prozent).
4 mm Knotengröße als Grenzwert für Tumorverdacht zu klein
Die vielen falsch positiven Befunde in der NLST-Studie führten zu aufwändigen Nachuntersuchungen. So wurden bei etwa 7 Prozent derjenigen mit positivem CT-Befund auch Biopsien veranlasst - und diese enthielten bei der Hälfte kein Tumorgewebe.
Dies gibt auch die USPSTF zu bedenken und warnt davor, jeden kleinen Knoten im CT als möglichen Tumor zu bewerten. Gegenüber dem Nachrichtenportal MedPage Today gab der Lungenchirurg Dan Raz aus Duarte, Kalifornien, zu bedenken, dass die Knotengröße von 4 mm, wie sie in der NLST-Studie als Grenzwert für einen Tumorverdacht galt, viel zu klein sei.
Es müssten in Zukunft noch bessere Kriterien entwickelt werden, um zu beurteilen, was ein positiver und was ein negativer CT-Befund ist.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Screening ohne Maß