Krebszellen einer Schwangeren wurden auf Ungeborenes übertragen
SUTTON (ple). Erneut sind Krebszellen von einer Schwangeren auf ihr ungeborenes Kind übertragen worden. Über diesen weiteren seltenen Fall berichten britische und japanische Forscher.
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Manchmal können während der Schwangerschaft Krebszellen der Mutter den Feten besiedeln.
© Foto: GE Healthcare
Die Wissenschaftler haben bei einem elf Monate alten Säugling einer japanischen Frau einen leukämischen Zellklon nachgewiesen, der genetisch mit Leukämiezellen der Mutter identisch ist (PNAS online). Für ihre molekulargenetischen Analysen verwendeten die Forscher Zellen eines Pleuraergusses des Säuglings und Zellen aus dem Knochenmark seiner Mutter.
Bei der Frau diagnostizierten die Ärzte etwa eineinhalb Monate nach Geburt des Kindes eine Form der akuten lymphoblastischen Leukämie (B-Vorläuferzell-Typ und Philadelphia-Chromosom-positiv). Die molekulargenetischen Analysen ergaben, dass das BCR-ABL1-Gen im Erbgut des Kindes mit dem seiner Mutter identisch ist.
Weltweit ist seit 1866 inzwischen über 17 derartige Metastasierungen eines Tumors von Müttern auf ihre noch ungeborenen Kinder - inklusive des vorliegenden Falles - berichtet worden, wie die Forscher feststellen. In den meisten Fällen seien die Mütter an einem Melanom oder an einer Leukämie erkrankt gewesen. Eine zufällige gleichzeitige und unabhängige Krebserkrankung bei Mutter und Kind halten die Wissenschaftler für unwahrscheinlich.
Dass solche Übertragungen der Krebszellen so selten sind, sei ein Beleg für die effektive Barriere zwischen Mutter und Ungeborenem sowie für die sehr wirksame immunologische Überwachung. Allerdings könnte auch der Verlust eines HLA-Genabschnitts im Erbgut des japanischen Kindes dazu beigetragen haben, dass die Krebszellen vom Immunsystem nicht erkannt wurden.
Möglichweise sei die Übertragung von Krebszellen auf Ungeborene häufiger, als bisher vermutet.